Humboldt-Universität zu Berlin

Humboldt-Universität zu Berlin | Über die Universität | Menschen | Ehrungen und Preise | Humboldt-Preis | Preisträgerinnen und Preisträger | Humboldt-Preis 2017 | Politische Kämpfe südeuropäischer Migrant_innen in Berlin im Kontext von Autonomie und ‚Migrationsmanagement’

Politische Kämpfe südeuropäischer Migrant_innen in Berlin im Kontext von Autonomie und ‚Migrationsmanagement’

Celia Bouali studiert an der Humboldt-Universität Sozialwissenschaften. Für ihre Bachelorarbeit wurde sie mit dem Humboldt-Preis 2017 ausgezeichnet.
Celia Bouali

Abbildung: privat

Zusammenfassung

In dieser Arbeit zeichne ich am Beispiel der politischen Praxis der Berlin Migrant Strikers (BMS), einer Gruppe italienischer Aktivist_innen in Berlin, Kämpfe um EU-interne Mobilität und migrantische Arbeit nach.

Den Hintergrund bilden dabei die EU-internen Migrationsbewegungen im Kontext der Vielfachkrise seit 2007/8 und der europäischen Austeritätspolitik sowie die diesbezüglichen migrationspolitischen Debatten und Maßnahmen in Deutschland. Anknüpfend an die kritische Migrationsforschung skizziere ich EU-interne Migration als ein umkämpftes Feld, in dem Versuche, migrantische Arbeit zu kontrollieren und im Hinblick auf ihre ‚Produktivität‘ zu ‚managen‘, auf Momente der Autonomie und des Widerstands treffen. Ich versuche, dieses Feld der Auseinandersetzung aus der Perspektive der Migration zu untersuchen. Dazu analysiere ich einerseits Logiken des EU-‚Migrationsmanagements’ und deren Einfluss auf das Leben von Migrant_innen kritisch und beleuchte andererseits die Strategien, die Migrant_innen in Auseinandersetzung mit und im Widerstand zu diesem Regime entwickeln.

Aufbauend auf einer Analyse von EU- und deutscher Gesetzgebung sowie auf halb-strukturierten problemzentrierten Interviews mit Aktivist_innen der BMS, gehe ich Konflikten um EU-interne Mobilität und migrantische Arbeit nach. Einleitend stelle ich einige analytische Konzepte kritischer Migrationsforschung vor, die sich mit Mobilität lebendiger Arbeit im Kontext sich verändernder Grenzregime und der Autonomie der Migration befassen. Anschließend untersuche ich, besonders im Hinblick auf die Rolle der Unionsbürger_innenschaft, das EU-interne ‚Migrationsmanagement’. Schließlich wende ich mich am Beispiel der BMS den EU-migrantischen Kämpfen in Berlin zu.

Die Analyse zeigt, dass die Unionsbürger_innenschaft den Rahmen eines EU-internen ‚Migrationsmanagements‘ bildet, das einerseits den Unterschied zwischen EU-Bürger_innen und ‚dem Rest‘ zementiert sowie andererseits neue Ungleichheiten zwischen Unionsbürger_innen einführt und produktiv zu nutzen versucht. Dem setzen die BMS verschiedene Instrumente der Informationspolitik, Selbsthilfe und der Organisation migrantischer Arbeit entgegen. Besonderes Potential entwickelt ihre politische Praxis in ihrer transnationalen Dimension vor dem Hintergrund ihrer Bezüge zu Anti-Austeritätsbewegungen in Südeuropa. Aus den Kämpfen der Migration entsteht, wie das Beispiel der BMS erahnen lässt, die Möglichkeit einer Migration der Kämpfe.