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Vom Stadtschloss auf die Humboldt-Universität

von Prof. Dr. Hartmut Dorgerloh und Saskia Hüneke (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg)

Dorgerloh Abb. 1 Landtagsgebäude am Alten Markt in Potsdam, Westlicher Portikus 2016 Foto SPSG, Peter Michael Bauers, 2016
Abb.1: Potsdam, Landtagsgebäude
am Alten Markt, westlicher Portikus
Abbildung: Peter-Michael Bauers/
SPSG

Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurden das Potsdamer Stadtschloss mit den 1745 -1751 entstandenen Knobelsdorff-Fassaden sowie die 1748–1753/1766 in der Berliner Mitte als Prinz-Heinrich-Palais errichtete Humboldt-Universität weitgehend zerstört. Die Akten zeigen folgendes: Während das Potsdamer Stadtschloss 1959–1961 abgerissen wurde, Bergung und Dokumentation nur nach zähen Bemühungen der Denkmalpflege und durch einzelne Bürger stattfinden konnten, erfuhr das Universitätsgebäude eine Sanierung in mehreren Etappen. Nach den verworfenen Versuchen, die Attiken mit zeitgenössischen Werken oder wie am Mittelrisalit mit Rekonstruktionen auszustatten, wurden für die Seitenflügel im Hinblick auf die nur für 1966 bereitgestellten Gelder acht Attikaskulpturen des Potsdamer Stadtschlosses, die inzwischen als Rondell im Park Sanssouci standen, ausgewählt. Im Vorfeld wurde die stilistische Verwandtschaft in den Bildhauerhandschriften befürwortend und die geringere Größe der Stadtschloss-Skulpturen kritisch gesehen. Die Unterschiede in den Darstellungsthemen bewertete man unterschiedlich. 1966 wurde ein Leihvertrag zwischen der Potsdamer Schlösserverwaltung und der Universität abgeschlossen, die Aufstellung erfolgte 1967.

In Potsdam wurde im Ergebnis einer langen und kontroversen Debatte und unterstützt von bürgerschaftlichem Engagement 2010–14 der neue Landtag in der äußeren Gestalt des Potsdamer Stadtschlosses errichtet. Der Entwurf von Peter Kulka ist im Inneren streng modern. Am historisierenden Außenbau wurden geborgene Fragmente und Skulpturen wiederverwendet, die nun als Spolien in ihrer kriegsversehrten Oberfläche von der Geschichte des Ortes zeugen (Abb. 1).

Verortung der Skulpturen
Abb. 2: Potsdam, ehem. Stadtschloss, Verortung
des Skulpturenschmuckes, 2016 (Stiftung
Preußische Schlösser und Gärten
Berlin-Brandenburg)

Nach dem restauratorischen Fachkonzept der SPSG von 2007 werden, soweit konservatorisch möglich, Originalskulpturen aufgestellt, aus Originalfragmenten addierte und ergänzte Modelle kopiert oder die Totalverluste nach historischen Fotoaufnahmen rekonstruiert. Von den ehemals 76 Skulpturen auf der Attika sollen nach der Entscheidung von Peter Kulka, den maßveränderten Innenhof ohne Skulpturen zu lassen, auf den Außenseiten insgesamt 52 neu aufgestellt werden. Dieses Konzept betrifft fünf der acht Leihgaben auf der Humboldt-Universität, von denen sich eine in einem Zustand befindet, der mittelfristig auf eine Deponierung bzw. Aufstellung im Innenraum hinführen wird (Abb. 2).

Für die Attikafiguren auf dem Landtagsgebäude werden vom Verein Potsdamer Stadtschloss Spenden eingeworben, da der Landtag dafür keine öffentlichen Gelder bereitstellt. Erste Skulpturen konnten 2016 an der westlichen Marktseite aufgestellt werden.

Der Realisierung des Potsdamer Konzeptes steht die Auffassung der Berliner Denkmalpflege entgegen, wonach die Figuren vom Potsdamer Stadtschloss heute als „integraler Bestandteil“ des denkmalgeschützten Hauptgebäudes der Universität und im konzeptionellen Kontext der „Spoliendenkmalpflege“ der Nachkriegszeit in der Berliner Mitte verbleiben sollen.

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