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Kontinuität wahren - Diskontinuität reflektieren. Positionen der Berliner Denkmalpflege

von Prof. Dr. Jörg Haspel (Landeskonservator Berlin) und Dipl.-Ing. Norbert Heuler (Landesamt für Denkmalpflege Berlin)

Die Stadtgeschichte und das Stadtbild Berlins im 20. Jahrhundert sind gekennzeichnet von kontinuierlichen Diskontinuitäten. Krieg und Gewaltherrschaft sowie politische Umbrüche haben insbesondere im letzten Jahrhundert ihren Niederschlag in der Stadtgestalt und im Denkmalbestand von Berlin gefunden.

Das spätbarocke Prinz-Heinrich-Palais, das seit 1809/1810 als Hauptgebäude der Berliner Universität dient, gehört zu den ältesten und bedeutendsten Denkmalen von Berlin, die im Laufe der Geschichte auf charakteristische Weise durch An- und Umbauten sowie Wiederaufbauten überformt wurden und eindrücklich Zeugnis ablegen von der wechselvollen Stadt- und Architekturgeschichte.

Die Wiederherstellung des im Kern spätbarocken Residenz- und Hochschulgebäudes sowie des umgebenden Ensembles des Forum Fridericianum zählt zu den wichtigsten denkmalpflegerischen Leistungen nach 1945. Die weitgehende Wiederherstellung des Äußeren des Universitätsgebäudes mit seiner ergänzenden Ausstattung mit rekonstruierten und aus dem Bestand des zerstörten Potsdamer Stadtschlosses translozierten Skulpturen ist ebenso konstituierender Bestandteil der Geschichte und Bedeutung dieses Bauwerks und Kunstdenkmals von Berlin, wie das neu gestaltete Innere.

Nirgendwo in der Berliner Mitte kann die traditionsbewusste Rückgewinnung des kriegsbeschädigten historischen Stadtbildes so sehr als unausgesprochenes Gegenmodell zu dem Denkmalfrevel der DDR auf der Spreeinsel verstanden werden.

Berlin ist ein Hauptschauplatz der sogenannten Spoliendenkmalpflege in Deutschland und hat eine lange Tradition und Erfahrung auf diesem großstadttypischen Feld der Denkmalpflege. Manche Teildenkmale und Denkmalfragmente, die dem Totalverlust Abrissbirnen und Kriegszerstörungen entgingen, haben auf Lagerplätzen und Depots der Bau- und Denkmalbehörden überdauert. Andere Denkmalrelikte haben gewissermaßen im Bestand Berliner Bau- und Kunstdenkmale eine dauerhafte Überlebensnische gefunden; sie konnten geborgen und mit Erfolg als authentische Erinnerungsposten in Neu- und Wiederaufbauten verwendet werden.

Wer das kulturelle Erbe teilen will, sollte Denkmale und Denkmalfragmente nicht neu verteilen oder zerteilen wollen, weder umverteilen noch rückverteilen, sondern Gemeinsamkeiten grenzüberschreitend pflegen. Denkmalschutz und Denkmalpflege stehen nicht nur in der Tradition der Romantik, sondern auch im Geist der Aufklärung und Selbstaufklärung. Welchen historischen Einsichten, welchem ästhetischen Bildungsauftrag, welchem konservatorischen und archäologischen Anliegen wäre aber mit einem Denkmäleraustauschprogramm zwischen Berlin und Potsdam gedient?

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