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Das Votum des Landesdenkmalrats für die Kontinuität der Geschichte

von Prof. Dr. Kerstin Wittmann-Englert (TU Berlin; Vorsitzende Landesdenkmalrat Berlin)

Abb Wittmann Englert
Humboldt-Universität mit den Attikaskulpturen
Foto: Barbara Herrenkind/HU

Der Landesdenkmalrat Berlin spricht sich nachdrücklich für den Verbleib der Attikafiguren auf der Humboldt-Universität aus. In seinen beiden Empfehlungen der Jahre 2012 und 2014 würdigt er die Platzierung am aktuellen Standort als „Akt der Erbepflege“. Ergänzend heißt es in der zweiten Empfehlung: „Ein erneuter Standortwechsel – diesmal ohne Not – träfe ein die Brüche der Geschichte des 20. Jahrhunderts widerspiegelndes Gesamtdenkmal. Diesem Verlust stünde eine Neuaufstellung der Attikafiguren gegenüber, die nicht an die historische Tradition anknüpfen könnte.“

Der jetzige Standort bildet selbst bereits eine historische Schicht ab – mehr noch: einen geschichtlichen Wert, der als Denkmal eingetragen ist. Der 20 Jahre währende Wiederaufbau der Humboldt-Universität (1947–67) veranschaulicht eindrücklich unterschiedliche Positionen bzw. denkmalpflegerische Konzeptionen. Am Beginn stand der frühe Wiederaufbau in den Jahren 1947–54: also die Wiederherstellung der Fassaden, des Mittelbaus und des Westflügels. In der zweiten Phase erfolgte 1958–62 der Neuausbau des Ostflügels mit Kinosaal und Auditorium Maximum. Die Räume erhielten eine zeitgemäße, moderne Ausstattung. Die Aufstellung der Attikafiguren fällt schließlich in die dritte Phase des Wiederaufbaus nach 1962, bei der in der historischen Mitte Bauteile aus abgebrochenen Baudenkmalen und historisch relevanten Gebäuden als Spolien Wiederverwendung fanden. Dies betrifft nicht nur die Attikafiguren auf der Humboldt-Universität. Vielmehr ist die Aufstellung dieser Figuren als Bestandteil eines architektonischen und stadträumlichen Gesamtkonzeptes im historischen Zentrum Berlins zu würdigen – ebenso wie die Figuren des Schlossrisalits am Staatsratsgebäude (Ende 1961–1964), das schmiedeeiserne Rokoko-Treppengeländer aus dem Abrisshaus Brüderstraße im Foyer der Alten Bibliothek (ab 1963) und das Portal der Schinkelklause (1968–70). Diese Form der Spolien-Denkmalpflege ist Ausdruck einer bestimmten (denkmal-)politischen Haltung in der DDR. Die einst aus Potsdam nach Berlin transferierten Attikafiguren sind Ausdruck dieser Haltung sowie Teil des Denkmals Humboldt-Universität und als solche dort zu belassen.

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