Humboldt-Universität zu Berlin

Technische Denkmale

Auf dem Campus der Humboldt-Universität befinden sich als Technische Denkmale gesicherte Anlagen der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt, die von der ambivalenten Geschichte dieses Standorts zeugen. Das Gebäudeensemble befindet sich im bzw. am "Aerodynamischen Park" zwischen den Institutsgebäuden der Chemie und Physik und dem Erwin Schrödinger-Zentrum.

 

Großer Windkanal

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Der Große Windkanal (links) und das Erwin Schrödinger-Zentrum. Foto: Andreas Süß
 

Der Große Windkanal wurde 1932 bis 1934 gebaut. Er diente zu aerodynamischen Untersuchungen in Luftströmen von über 200 km/h Geschwindigkeit. Zur Erzeugung des Luftstroms wurde durch einenElektromotor mit einer Leistung von 2000 kW ein achtflügeliges Laufrad mit einem Durchmesser von 8,5 m angetrieben. In der röhrenförmigen Anlage (Außenabmessungen 58 m x 26 m) mit einem Durchmesser zwischen 8,5 m bis 12 m wurde der Luftstrom in einer Messhalle auf Flugzeugteile (Tragflächen, Verkleidungen, Leitwerke etc.) geleitet und deren Widerstandsverhalten gemessen. Dies diente der Optimierung von Flugzeugform und -oberflächen. Die Einbauten sind heute nicht mehr vorhanden. Eine Besonderheit dieses Windkanals war die Betonbauweise nach dem Zeiss-Dywidag-Verfahren. Die Betonhülle besetzt lediglich eine Wandstärke von 8 cm. Im Dachgeschoss der ehemaligen Messhalle hat das "UniLab"-Schülerlabor der Arbeitsgruppe Didaktik des Instituts für Physik seinen Sitz. Die Messhalle soll ausgebaut werden, um die bestehenden Angebote auszuweiten und ein interdisziplinäres Lehr-Lern-Labor zu schaffen.

 

Trudelwindkanal

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Der Trudelwindkanal (links). Foto: Andreas Süß
 

Der in den Jahren 1934 bis 1936 errichtete Trudelwindkanal war zu seiner Zeit eine absolute Innovation. Er stellte dem Prinzip nach einen Windkanal dar, in dem nicht ein horizontaler, sondern ein vertikaler Luftstrom (von unten nach oben) erzeugt wurde. In diesen wurden maßstabsgerechte, präzisionsgefertigte Flugzeugmodelle eingebracht. Die Geschwindigkeit des Luftstromes konnte so reguliert werden, daß sie der Fallgeschwindigkeit des Modells entsprach. Damit verblieb das Flugzeugmodell immer auf Höhe der Beobachtungseinrichtung und konnte in seinem Verhalten durch Hochgeschwindigkeitskameras gefilmt werden. Zum damaligen Zeitpunkt war dieses Vorgehen die einzige Möglichkeit, den gefährlichen Flugzustand des Trudelns labormäßig zu simulieren. Die technischen Einbauten sind heute nicht mehr vorhanden.

 
Schallgedämpfter Motorenprüfstand

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Der schallgedämpfte Motorenprüfstand. Foto: Andreas Süß
 

Inmitten des "Aerodynamischen Parks" befindet sich der in den Jahren 1933 bis 1935 erbaute schallgedämpfte Motorenprüfstand. Im waagerechten Gebäudeteil wurden Versuchsgegenstände wie z.B. Flugzeugmotoren mit Luftschrauben bis zu einem maximalen Durchmesser von 5 m installiert. Bei Schleuderprüfungen wurden diese Schrauben teilweise weit über ihre Nenndrehzahl belastet. Solche Versuche endeten oft mit dem Bruch der Schrauben, dank seiner Betonpanzerung blieb das Gebäude jedoch weitgehend unversehrt. Der Stahlbetonbau ermöglichte durch Mehrfachumlenkungen der Luftströme einen besonders guten Schallschutz. Zur Lärmminderung trug auch die in halber Höhe der 15 Meter hohen Türme und im gesamten waagerechten Teil der Luftführung belassene Bauholzverschalung im Bauwerk bei, die durch eine zusätzliche Dämmmasse verstärkt wurde. Auch die technischen Einbauten in diesem Gebäude sind heute nicht mehr vorhanden

Studierende des Campus Adlershof betreiben im ehemaligen Schallgedämpften Motorenprüfstand ein studentisches Begegnungszentrum ("SBZ Prüfstand / Mops").

 
Motorenhöhenprüfstand

Der in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre errichtete Motorenhöhenprüfstand wurde dafür genutzt, Flugzeugmotoren auf ihr Leistungsverhalten und ihre Lebensdauer unter dem Einfluss veränderter Lufttemperaturen und verändertem Luftdruck zu testen. Die Teilsimulation der realen Höhenbedingungen ermöglichte es unter anderem, Aussagen über den Luft-, Kraftstoff- und Schmierstoffverbrauch der Motoren zu treffen.

Heute haben in diesem Gebäude Arbeitsgruppen des Instituts für Physik ihren Sitz.

 

 

Ausführliche Informationen zu den Technischen Denkmalen:
  • Ausstellungstafeln der Gesellschaft zur Bewahrung von Stätten deutscher Luftfahrtgeschichte e. V. (GBSL), u. a. mit Informationen zur Geschichte und Funktionsweise der Gebäude im "Aerodynamischen Park".
  • Dr. Kurt Graichen, Werner Heinzerling, Karl-Dieter Seifert, Dr. Bernd-Rüdiger Ahlbrecht: Technische Denkmale der Luftfahrtforschung in Berlin-Adlershof, in: Schriftenreihe zur Luftfahrtgeschichte, Heft 3, herausgegeben von der Gesellschaft zur Bewahrung von Stätten deutscher Luftfahrtgeschichte e. V.