Humboldt-Universität zu Berlin

Straßenbahnhaltestelle "Strandbad Müggelsee"

 
IMG_3760_k.JPGStrandbad Müggelsee

An einem warmen Sommertag im Mai fahre ich zur letzten Station meiner Entdeckungstour entlang der Strecke der Straßenbahnlinien 60/61. Die Tram 61 benötigt von Adlershof bis zur Haltestelle „Strandbad Müggelsee" eine gute halbe Stunde. Nur wenige Meter sind es von dort zum herrlichen Sandstrand, von dem sich ein toller Blick auf den größten Berliner See und die auf der Südseite gelegenen Müggelberge bietet. P7030093_k.jpgDas Strandbad liegt zurzeit leider etwas verwahrlost da – der Bezirk sucht noch immer nach einem finanzstarken Investor, der die Gebäude denkmalgerecht saniert und aus dem Strandbad einen „Treffpunkt des ganzen Bezirks“1 macht, auf den nicht nur der  Bezirksbürgermeister Oliver Igel hofft. Trotz bröckelnder und mit Graffiti besprühten Fassaden ist das Bad aber gut besucht: Jährlich kommen etwa 110 000 Menschen. Direkt nebenan gibt es neben einer Surf- und Segelschule auch einen Bootsverleih und eine kleine Gaststätte. In einem Liegestuhl direkt am Wasser und mit einem kalten Getränk lässt sich hier wunderbar der Sonnenuntergang genießen.

 
IMG_3756_k.JPGWasserversorgung in Berlin und Brandenburg – Das Museum im Alten Wasserwerk

Ich wandere rechts am Ufer entlang und komme am FKK-Bereich vorbei, der an diesem Dienstagvormittag überwiegend von Rentnern frequentiert ist. Nach ein paar Minuten Fußweg erreiche ich die schönen Backsteingebäude der Berliner Wasserbetriebe. Hier ist seit 1987 unter anderem das „Museum im Wasserwerk“ untergebracht, das ich mir nun anschauen werde. Mit der Straßenbahn 60, die hier ihre Endhaltestelle hat, lässt sich das Alte Wasserwerk von Adlershof aus auch gut erreichen. Ich bin an diesem Morgen wohl die einzige Besucherin des Museums. In der ständigen Ausstellung dreht sich alles um die Geschichte der Wasserversorgung und Entwässerung in Berlin. IMG_3745_k.JPGIm großen Maschinenraum ist eine alte Dampfmaschine zu bestaunen. An Sonntagen und zu Führungen wird diese sogar in Gang gesetzt, allerdings wird sie heutzutage mit einem Elektromotor angetrieben. Neben dieser Ausstellung bietet das Museum auch wechselnde Sonderausstellungen. Besonders schön finde ich das Gelände auf dem sich die Gebäude befinden. Die architektonisch eindrucksvollen Bauten sind von alten Bäumen und einer Wiese umgeben, die bis ans Wasser heranreicht. Ein Künstler bereitet hier gerade seine Ausstellung vor. Die letzten Skulpturen aus Holz und Metall werden von dem ortsansässigen Bildhauer noch im Boden festgeschraubt. Auf der anderen Seite des Müggelseedamms befindet sich das neue Wasserwerk der Berliner Wasserbetriebe, welches die Bevölkerung heutzutage nicht mehr Seewasser sondern mit Grundwasser beliefert. Direkt gegenüber ist das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei zu finden, das bundesweit größte Forschungszentrum für Binnengewässer.

 
IMG_3769_k.JPGRahnsdorf - Wie Urlaub auf dem Lande...

Ich setze meine Tour an einem anderen Tag mit meinem Fahrrad fort und fahre vom Strandbad aus auf herrlichen, von Pollen märchenhaft verschneiten Waldwegen bis in den östlichsten Ortsteil Berlins: Rahnsdorf. Vom S-Bahnhof Adlershof bis zur Endhaltestelle Rahnsdorf/Waldschänke benötigt die Tram 61 gerade 38 Minuten. Nur eine gute halbe Stunde um sich nach der Uni wie beim Urlaub auf dem Lande zu fühlen. Ruhig ist es hier, kaum Leute sind auf den Straßen, einzig die Dorfkirche gibt einen Gong von sich, während ich auf dem Kopfsteinpflaster entlang holpere auf der Suche nach dem See. In den Rahnsdorfer Kirchen  findet bis September der "16. Musiksommer am Müggelsee" statt. Musikinteressierten wird eine bunte Mischung aus Jazz- und  Barockkonzerten bis hin zu Gypsy-Swing und Tango geboten. Ich folge der Ausschilderung „Fähre“, die mich zur Fahrlinie der Berliner Verkehrsbetriebe führt. IMG_3783_k.JPGDa es hier keine Brücke über die Müggelspree gibt, hat die BVG zwei Fahrlinien eingerichtet, die Ausflügler und Anwohner während der Saison halbstündig (außer montags) auf die andere Seite bringt. An Wochenenden verkauft der letzte Berufsfischer Köpenicks an der Anlegestelle seinen frisch gefangenen und geräucherten Fisch an die wartenden Ausflügler. Keinen frischen Fisch aus dem Müggelsee, dafür aber einen Sitzplatz direkt am Wasser bietet der bodenständige  Biergarten des Fährhauses Rahnsdorf. Wer Glück hat, kann von hier den letzten Berliner Ruderfährmann der Fährlinie F24 erleben. Mit seiner Muskelkraft befördert er die Menschen in 5 Minuten über den Fluss; der Bau einer Brücke an dieser Stelle wurde aus verschiedensten Gründen abgelehnt. Ich nehme die Motorfähre F23 und  genieße ganz exklusiv die etwa 10-minütige Schiffsfahrt auf der Müggelspree vorbei am Kleinen Müggelsee. Vom Boot aus sehe ich einige Kanufahrer an mir vorbeiziehen. Sicherlich sind sie auf dem Weg in das Naherholungsgebiet „Neu-Venedig“. Die Müggelspree bildet östlich des Müggelsees ein kleines Delta. Insgesamt 5 km lang ist das Kanalsystem, an dessen Ufern teils „pompöse“ Wochenendhäuser stehen. Zu DDR-Zeiten erhielten hier hauptsächlich Funktionäre der SED ein Grundstück. Verbunden mit einer Kanutour ist Neu-Venedig in jeden Fall ein Besuch Wert.

 
IMG_3766_k.JPGDownhill die Müggelberge

An der Bootsanlegestelle „Müggelhort“ geht es für mich auf dem Landweg weiter. Daneben befindet sich das gleichnamige, wunderbar gelegene Waldrestaurant. Ich radle weiter am See entlang durch bewaldetes Gebiet. Links von mir geht es bergauf: Die Müggelberge stellen mit dem 115 Meter hohen Großen Müggelberg die größte natürliche Erhebung Berlins dar. Sie sind ein Relikt aus den letzten beiden Eiszeiten und liegen wie eine Insel im Berliner Urstromtal. In seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ findet Theodor Fontane um 1880 folgende Worte für die Müggelberge:

 

"Diese [Müggelberge] machen den Eindruck eines Gebirgsmodells, etwa als hab' es die Natur in heiterer Laune versuchen wollen, ob nicht auch eine Urgebirgsform aus märkischem Sande herzustellen sei. Alles en miniature, aber doch nichts vergessen."

 

IMG_3784_verb.JPGAuch der Verein Downhill Berlin e. V. freut sich über den Anstieg. Er hat das Gelände der ehemaligen „Todesbahn“-Rodelbahn nahe dem Teufelssee gepachtet und dieses zu einer offiziellen Downhillstrecke ausgebaut. Wem tollkühne Bergabfahrten mit dem Mountainbike zu gefährlich sind, der kann sich vom Teufelssee aus auf den Wanderlehrpfad der Waldschule Teufelssee begeben oder das nahe gelegene Lehrkabinett besuchen, welches über Ökosysteme, Botanik, Forstwirtschaft usw. informiert. Einen weiten Blick bietet der auf dem Kleinen Müggelberg gelegene Müggelturm. Nach einem Brand wurde dieser 1961 neu aufgebaut. Nun bedarf es, ähnlich dem Strandbad Müggelsee, dringend einer umfassenden Sanierung, auf die bisher aufgrund eines Rechtsstreits aber noch vergeblich gewartet wird.

 

IMG_3786_k.JPGAuf gut gepflasterten Wegen, die sich auch zum Inlineskaten eignen, fahre ich vorbei an kleinen Badebuchten am See entlang. Ich nähere mich dem Ende meiner Tour um den Müggelsee. Bevor ich mich zurück auf den Weg nach Adlershof begebe, besuche ich noch den Biergarten „Rübezahl“, der direkt an der Anlegestelle des Müggelseedampfers gelegen ist. Ein ausgezeichneter Ausgangspunkt also, um von hier Wanderungen durch das „größte zusammenhängende Waldgebiet“ Berlins zu beginnen. Mit einer Portion deftigem Kartoffelsalat und einem herrlichen Blick auf See und Friedrichshagen lasse ich meine schöne Tour um den Müggelsee ausklingen.

 

P7030095_klein.jpg

Informationen und Adressen rund um den Müggelsee

 

 

Habt ihr noch weitere Anregungen, was man rund um den Müggelsee entdecken kann?

Schreibt eine Mail an: sandra.haufe.2@uv.hu-berlin.de

 

1Interessanter Tagesspiegelartikel über das Strandbad Müggelsee: http://www.tagesspiegel.de/berlin/stadtleben/strandbad-mueggelsee-zurueck-zur-riviera-des-ostens/6676192.html