Humboldt-Universität zu Berlin

Robert Koch und Paul Ehrlich

Mediziner – Wegbereiter moderner Impfstoffe – Nobelpreisträger

Robert Koch
Robert Koch, Bildarchiv des Instituts
für Geschichte der Medizin und Ethik
in der Medizin /
Charité - Universitätsmedizin Berlin

Koch und Ehrlich gingen in die Geschichte der Medizin als Wissenschaftler ein, die durch die Entdeckung und Erforschung von Krankheitserregern den Weg zur Entwicklung von lebensrettenden Impfstoffen bereitet haben. Für ihre Forschungen auf den Gebieten der Bakteriologie und Serologie erhielten sie 1905 (Koch) und 1908 (Ehrlich) jeweils den Nobelpreis für Medizin.

Robert Koch

Robert Koch wurde am 11. Dezember 1843 als drittes von 13 Kinder eines Bergrats in Clausthal-Zellerfeld geboren, wo er auch seine Schulzeit absolvierte, bevor er das Studium der Medizin in Göttingen aufnahm und starb am 27. Mai 1910 in Baden-Baden.

Relativ früh kam er durch seinen akademischen Lehrer Jakob Henle in Berührung mit Fragen der Bakteriologie, die ihn sein gesamtes wissenschaftliches Leben begleiten sollten. Seine Forschungen betrieb er zunächst neben der Tätigkeit als praktizierender Arzt, später auch als Kreisarzt in Wollstein. In dieser Zeit lernte er Paul Ehrlich kennen, den er später, 1891, an das von ihm geleitete, neu gegründete Institut für Infektionskrankheiten in Berlin holte.

Paul Ehrlich

Paul Ehrlich, Bildarchiv des Instituts
für Geschichte der Medizin und Ethik
in der Medizin /
Charité - Universitätsmedizin Berlin

Paul Ehrlich

Ehrlich war 1854 in einer jüdischen Familie in Strehlen (Schlesien) zur Welt gekommen, sein Vater stand der jüdischen Gemeinde vor. Die Schul- und Studienzeit verbrachte er in Breslau, später auch an den Universitäten in Straßburg, Freiburg und Leipzig, wo er zum Thema „Histologische Färbung“ promoviert wurde. Seine Arbeit begann er als Arzt an der Charité, bevor er sich auch an der Berliner Universität für innere Medizin habilitierte.

Private Forschungen

Durch seine privat durchgeführten Forschungen über Milzbrand und Wundinfektionen wurde Robert Koch zunehmend bekannt, sie brachten ihm 1880 auch einen Ruf an das neu gegründete Kaiserliche Gesundheitsamt in Berlin. Die Entdeckung und Separierung des Tuberkulose-Erregers 1882 bedeutete sowohl für Koch als auch für die medizinische Erforschung der Infektionskrankheiten einen Meilenstein: Koch wurde drei Jahre später als Ordinarius an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin berufen und zum Direktor des neuen Instituts für Hygiene ernannt, später übernahm er die Leitung des für ihn gegründeten Instituts, das sich der Erforschung von Infektionskrankheiten widmen sollte (heute das nach ihm benannte Robert-Koch-Institut).

Paul Ehrlich

Als Jude hatte es Paul Ehrlich schwerer, in der akademischen Welt aufzusteigen. Trotz Habilitation und Titularprofessur kam seine Karriere nur langsam voran. Die Bekanntschaft mit Koch verhalf ihm zu einem (nichtplanmäßigen und nicht vergüteten) Extraordinariat an der Berliner Universität und einer Stelle am Institut für Infektionskrankheiten, die ihm nahezu unbegrenzte Forschungsmöglichkeiten zur Verfügung stellte. Hier widmete er sich der Gewinnung von Diphterieserum, arbeitete zusammen mit Emil von Behring (erster Medizin-Nobelpreis 1901), konzentrierte sich auf Serologie und Immunologie und schuf eine Reihe von grundlegenden Standards dieser Disziplinen. Einige Jahre später übernahm er die Leitung des neu geschaffenen Instituts für Serumprüfung und Serumforschung in Steglitz bei Berlin.

Koch: Konzentration auf das Tuberkolose-Bakterium

Robert Koch blieb auf das Tuberkulose-Bakterium konzentriert. Er reiste nach Ägypten und Indien, um Tropenkrankheiten wie Pest und Cholera zu erforschen, doch galt sein primäres Interesse der Tuberkulose, die zu der Zeit in Deutschland und in der Welt sehr viele Todesopfer forderte. Die Versuche, ein Heilmittel gegen die Krankheit zu entwickeln, scheiterten jedoch und verursachten sogar einen „Tuberkulin-Skandal“, als das von Koch entwickelte und präsentierte Gegenmittel den Krankheitsverlauf oft dramatisch verschlechterte. Der diagnostische Wert des Tuberkulins wurde erst Jahre später anerkannt, der Skandal führte aber zunächst zu einer allgemeinen Erkenntnis über die Bedeutung von Arzneimittel-Tests. Eine Erkenntnis, die auch Paul Ehrlich bei der Entwicklung der pharmakotherapeutischen Salvarsan-Methode für die Behandlung von Syphilis zu einem vorsichtigen Vorgehen, begleitet von zahlreichen klinischen Versuchen, veranlasste.

Ehrlichs Färbemethoden

Ehrlichs Interessen galten nach wie vor der Färbemethode, die sich für den Nachweis von Krankheitserregern, aber auch für die Unterscheidung verschiedener Blutzellen als zentral erwies und damit auch die Diagnostik von Blutkrankheiten erleichterte. Die von ihm beschriebene Seitenkettentheorie bildete ein grundlegendes Modell zum Verständnis der Funktion des Immunsystems. Die serologischen und immunologischen Erfahrungen, schließlich die Behandlung der Syphilis mit dem Chemotherapeutikum Salvarsan nach 1909 erweiterten fortwährend das Spektrum seiner wissenschaftlichen Forschung. Das letztere wird oft als Begründung der modernen Chemotherapie interpretiert, so dass die Leitung des Königlichen Instituts für experimentelle Therapie (so der neue Name des 1899 nach Frankfurt am Main verlegten Instituts für Serumprüfung) eine Ursache, aber auch eine konsequente Weiterentwicklung von Ehrlichs Forschungstätigkeit bildete. 

Kochs und Ehrlichs Verdienste für die medizinische Forschung sind bis heute unbestritten. Beide Forscher erfreuen sich auch eines großen Ansehens in der Öffentlichkeit. Die Nobelpreise, zu jener Zeit noch nicht mit dem heutigen Renommee verbunden, aber dennoch als Auszeichnungen von immenser Bedeutung, spiegeln nicht zuletzt die zeitgenössische Bedeutung von Robert Kochs und Paul Ehrlichs wissenschaftlicher Forschung im Bereich der Behandlung von Infektionen wider – in einer Zeit, als die Entwicklung von Heilmitteln gegen diverse Seuchen, Epidemien und bis dato unheilbare Krankheiten zunehmend lösbar erschien.

Kochs Nachlass

Nicht zuletzt der Nachlass von Koch, dessen zwei Teile im Archiv der HU und im RKI aufbewahrt werden, gibt Auskunft über Kochs Arbeitsweise und seine lebenslange Entwicklung der „Bakteriologie“, die zunächst eine Reihe von Disziplinen in sich vereinte. Erst nach seinem Tod durchliefen sie sukzessive einen Ausdifferenzierungsprozess und erfuhren als eigene Disziplinen der Medizin Aufwertung und inhaltliche und methodologische Ausdehnung. 

Allerdings kann bei aller Anerkennung von Robert Kochs Leistungen nicht ausgeblendet werden, dass seine Forschungsmethoden ambivalent, und zumindest teilweise (medizin)ethisch fragwürdig waren. Gemeint ist vor allem seine Arbeit an der Erforschung und Bekämpfung der Schlafkrankheit, die er 1905 bis 1907 in Deutsch-Ostafrika durchführte. Sein Beitrag (wie auch der Beitrag anderer Mediziner im kolonialen Kontext) ließ Methoden zu, die aus heutiger Sicht fundamental problematisch sind. Dazu gehörte die Anwendung von Arzneimitteln mit bekannten – zum Teil tödlichen – Nebenwirkungen und die Durchführung von Tests an Menschen, mit dem Ziel, die Arbeitskraft der „kolonialen Untertanen“ zu erhalten. Eine Auseinandersetzung mit diesen Aspekten des wissenschaftlichen Erbes von Koch ist noch lange nicht abgeschlossen.

Schriften (in Auswahl)

Robert Koch

  • Gesammelte Werke, 3 Bde., hg. von Julius Schwalbe u.a., Leipzig 1912.
  • Robert Koch. Zentrale Texte, hg. von Christoph Gradmann, Heidelberg 2018.
Paul Ehrlich
  • Gesammelte Arbeiten, 4 Bde., hg. von Fred Himmelweit, Berlin u.a. 1956-1960.

 

Literatur (in Auswahl)

  • Ragnhild Münch, Robert Koch und sein Nachlaß in Berlin. Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, Bd. 4, Berlin 2003.
  • Barbara Rusch, Robert Koch. Vom Landarzt zum Pionier der modernen Medizin, München, 2010
  • Axel C. Hüntelmann, Paul Ehrlich. Leben, Forschung, Ökonomien, Netzwerke, Göttingen 2012.

 

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