Humboldt-Universität zu Berlin

Porträt-Ausstellung: „Exzellenz in der Wissenschaft – Universität für die Gesellschaft“

Die Humboldt-Universität hat wichtigen Erinnerungsort im Hauptgebäude vor dem Senatssaal neu gestaltet.

 

Hängung der neuen Galerie vor dem Senatssaal im HU-Hauptgebäude

Foto: Philipp Plum / HU

 

Tradition und Anspruch der Humboldt-Universität zu Berlin

Erinnerung ist immer kontrovers und sollte es bleiben. Die 1810 eröffnete Universität zu Berlin, seit 1827 als Königliche Friedrich-Wilhelms-Universität weltweit bekannt, seit 1948 Humboldt-Universität zu Berlin genannt, hat ihren Lehrenden wie Studierenden ein so bedeutsames wie spannungsreiches Erbe hinterlassen. Das ist nach ihrer Geschichte in sieben politischen Systemen, preußisch, norddeutsch und reichsdeutsch, in der Republik, unter der NS-Herrschaft, als Hauptstadtuniversität der DDR und heute im vereinten Deutschland auch nicht überraschend. Die Humboldt-Universität hat 1948 ihren eigenen Anspruch mit der Berufung auf ihre Namensgeber neu bekräftigt und sich nach 1990 als Reform-Universität im Zeichen der Exzellenz definiert. Hier, in ihrem Hauptgebäude, zeigt sie der Öffentlichkeit, auf welche Traditionen in Forschung und Lehre sie sich berufen will.

Bis 2022 standen die 29 Nobelpreisträger, die mit der Universität verbunden waren, im Zentrum der Erinnerung. Sie wurden in einer Porträtgalerie an diesem Ort gewürdigt, an dem nun die universitäre Erinnerung erweitert werden soll. Der Anspruch einer Forschungsuniversität, schon vom Gründer Wilhelm von Humboldt formuliert, bleibt klar erkennbar erhalten. Wir dokumentieren die Leistung der Universität und ihrer Mitglieder für ihre gesamte Geschichte und für die Praxis aller Disziplinen.

Gleichzeitig machen wir damit sichtbar, dass die Universität zu Berlin nie ein weltabgewandter Elfenbeinturm, sondern immer Teil der Gesellschaft war. Sicherlich, das geschah auch in problematischen Bündnissen, denkt man an militaristische und rassistische Forschung, an die Beteiligung an der nationalsozialistischen Genozidplanung oder die Legitimation diktatorischer Herrschaft. Das wurde auch in der Ausgrenzung unerwünschter Gruppen praktiziert, wie sie z.B. Juden und Jüdinnen, Frauen, Katholiken und Katholikinnen oder politische Dissidenten und Dissidentinnen erlebt haben. Im Blick auf Lehre und Forschung, auf die Leistung der Studierenden wollen wir jetzt – exemplarisch, aber erweiterungsoffen für die Zukunft – vor allem zeigen, welche produktiven Impulse für die Gestaltung und Erneuerung von Staat und Stadt, Kultur und Politik, Wissenschaft und Gesellschaft von der Universität zu Berlin ausgegangen sind.

„Exzellenz in der Wissenschaft – Universität für die Gesellschaft“

In der neuen Porträt-Ausstellung „Exzellenz in der Wissenschaft – Universität für die Gesellschaft“ vor dem Senatssaal werden Besucherinnen und Besucher sowie Mitglieder der Universität mehr als 40 Frauen und Männern begegnen, die die Entwicklung der Humboldt-Universität und der Wissenschaft national und international entscheidend geprägt haben: Exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit einem großem Verantwortungsgefühl und hohem Engagement für die Gesellschaft, aber auch herausragende Forscher mit problematischen Biografien. 

Zu sehen sind zum Beispiel die Porträts von Regine Hildebrandt, W.E.B. du Bois, Alice Salomon, Dietrich Bonhoeffer, Robert Havemann, Rahel Hirsch, Günther Tembrock, Karl Marx, Jurek Becker, Elisabeth Schiemann, Magnus Hirschfeld oder auch Lieselotte Richter – allesamt Forschende und Persönlichkeiten, die sich nicht nur durch ihre wissenschaftlichen Leistungen, sondern auch durch ihren Kampf gegen Ungerechtigkeit und für andere Menschen auszeichneten. 

Zu finden sind aber auch herausragende Wissenschaftler, die auf Grund ihres Handelns, den Folgen ihrer Forschung oder ihrer ethischen Werte heute kritisch betrachtet und bewertet werden. Zum Beispiel der Chemiker und Nobelpreisträger Fritz Haber, dessen Forschung die Massenproduktion von Stickstoffdünger ermöglichte und damit einen wichtigen Beitrag zur Ernährung der stetig wachsenden Weltbevölkerung leistete, der aber auch den Einsatz von Giftgas im 1. Weltkrieg förderte.

Die neue Ausstellung wurde am 26. April 2022 der Öffentlichkeit übergeben. Sie befindet sich im Hauptgebäude in der ersten Etage vor dem Senatssaal der Humboldt-Universität.

 

Entdecker:innen


[alternativer Bildtext]

Rhoda Erdmann:
Mitbegründerin der modernen Zellbiologie / bpk/Kunstbibliothek, SMB, Photothek Willy Römer/ Ernst Gränert

Aktivist:innen


[Agnes von Zahn-Harnack: Erste Studentin der Berliner Universität – Pionierin der akademischen Frauenbewegung]

Agnes von Zahn-Harnack:
Erste Studentin der Berliner Universität – Pionierin der akademischen Frauenbewegung/ bpk 


  • Dietrich Bonhoeffer: Theologe – Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus
  • Hans von Dohnanyi: Jurist – Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus – „Gerechter unter den Völkern“
  • W. E. B. Du Bois: Soziologe und Bürgerrechtler
  • Robert Havemann: Chemiker – Kommunist – Dissident
  • Liselotte Herrmann: Studentin – Kommunistin – Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus
  • Max Herrmann: Germanist – Begründer der Theaterwissenschaft – Opfer des Nationalsozialismus
  • Wolfgang Heubner: Arzt und Pharmakologe – Kampfgasforscher und späterer Pazifist – NS-Kritiker aus liberaler Haltung
  • Regine Hildebrandt: Biologin – Sozialpolitikerin – engagierte Vertreterin ostdeutscher Interessen in der Transformation nach 1990
  • Rahel Hirsch: Ärztin – erste Professorin für Medizin in Preußen – Emigrantin
  • Magnus Hirschfeld: Arzt – (Mit-)Begründer der Sexualwissenschaft – Kämpfer für die Rechte der Homosexuellen
  • Otto Hoetzsch: Historiker – Begründer der modernen Osteuropaforschung – Netzwerker zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik
  • Marie Elisabeth Lüders: Sozialpolitikerin – Frauenrechtlerin – Liberale
  • Alice Salomon: Mitbegründerin der modernen Sozialpädagogik - Aktivistin der bürgerlichen Frauenbewegung und Sozialreform - eine der ersten Promovendinnen der Universität
  • Elisabeth Schiemann: Botanikerin und Genetikerin – im Widerstand gegen den Nationalsozialismus – „Gerechte unter den Völkern“
  • Friedrich Siegmund-Schultze: Theologe – Sozialpädagoge – Pazifist – Kämpfer für die christliche Ökumene
  • Mathilde Vaerting: Erziehungswissenschaftlerin und Soziologin – Feministin
  • Agnes von Zahn-Harnack: Erste Studentin der Berliner Universität – Pionierin der akademischen Frauenbewegung

Denker:innen


[Liselotte Richter]

Liselotte Richter:
Philosophin und Theologin – erste Philosophieprofessorin Deutschlands / UB der HU


  • Jurek Becker:  Relegierter Student – Schriftsteller – Oppositioneller in der DDR
  • August Philipp Boeckh: Wegbereiter der modernen Altertumswissenschaft – Maßgeblicher Gestalter der Universität
  • W. E. B. Du Bois: Soziologe und Bürgerrechtler
  • Aleksander Brückner: Slawist – Philologe – Kulturhistoriker
  • Wilhelm Dilthey: Theoretiker der Geisteswissenschaften und des „Verstehens“ als ihrer Methode
  • Adolf von Harnack: Protestantischer Theologe - Kirchenhistoriker - Wissenschaftsorganisator
  • Robert Havemann: Chemiker – Kommunist – Dissident
  • Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Philosoph - schulebildend bis zur Gegenwart - umstrittenes Zentrum der Universität zu seiner Zeit
  • Heinrich Heine: Lyriker - politischer Schriftsteller - Demokrat
  • Max Herrmann: Germanist – Begründer der Theaterwissenschaft – Opfer des Nationalsozialismus
  • Wolfgang Heubner: Arzt und Pharmakologe – Kampfgasforscher und späterer Pazifist – NS-Kritiker aus liberaler Haltung
  • Regine Hildebrandt: Biologin – Sozialpolitikerin – engagierte Vertreterin ostdeutscher Interessen in der Transformation nach 1990
  • Hedwig Hintze: Historikerin – linksliberale Republikanerin – rassistisch Verfolgte
  • Otto Hoetzsch: Historiker – Begründer der modernen Osteuropaforschung – Netzwerker zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik
  • Marię Jalowicz-Simon: Verfolgte des Nationalsozialismus – wichtige Vertreterin der Klassischen Philologie in der DDR 
  • Viktor Klemperer: Philologe – Romanist – Chronist der NS-Sprache
  • Franz von Liszt: Strafrechtler – Völkerrechtler – Rechtspolitiker
  • Charlotte Leubuscher: Erste habilitierte Volkswirtin in Deutschland – Afrikanistin – Emigrantin
  • Karl Marx: Philosoph – Gesellschaftstheoretiker – politischer Ökonom
  • Felix Mendelssohn-Bartholdy: Komponist – Pianist – Dirigent
  • Theodor Mommsen: Altertumswissenschaftler – Jurist, Germanist – Nobelpreisträger
  • Liselotte Richter: Philosophin und Theologin – erste Philosophieprofessorin Deutschlands
  • Friedrich Carl von Savigny: Rechtsgelehrter – Rechtspolitiker – Begründer der Historischen Rechtsschule
  • Friedrich Schleiermacher: Theologe – Mitbegründer der Berliner Universität – „Kirchenvater des 19. Jahrhunderts“
  • Friedrich Siegmund-Schultze: Theologe – Sozialpädagoge – Pazifist – Kämpfer für die christliche Ökumene
  • Georg Simmel: Philosoph und Soziologe – Beobachter der Moderne und „Abenteurer des Geistes“
  • Henrik Steffens: Mineraloge – Naturphilosoph – „politischer“ Professor – Dichter
  • Ernst Troeltsch: Theologe – Kulturtheoretiker und Geschichtsphilosoph – liberaler Politiker
  • Heinrich Wölfflin: Ordinarius für Kunstgeschichte in Berlin – Pionier der Bildbetrachtung
  • Agnes von Zahn-Harnack: Erste Studentin der Berliner Universität – Pionierin der akademischen Frauenbewegung

 

 

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