Humboldt-Universität zu Berlin

Otto Hoetzsch

Historiker – Begründer der modernen Osteuropaforschung – Netzwerker zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik

 

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Otto Hoetzsch

Otto Hoetzsch, Foto: ullstein

Otto Hoetzsch, 1913 außerordentlicher Professor, 1928 Ordinarius am 1902 gegründeten Seminar für Geschichte und Landeskunde Osteuropas an der Friedrich-Wilhelms-Universität, 1935 zwangspensioniert, 1945 wiedereingesetzt, begründete und propagierte die moderne Osteuropawissenschaft.

Als großer Kommunikator brachte er über Partei und Disziplingrenzen hinweg „alle jene zusammen, die an Rußland Interesse zeigten.“ (K. Schlögel). Hoetzsch war ein Wissenschaftler, der in kein Schema passt, irritierend und integer.

 

Werdegang

Als Sohn eines Handwerksmeisters am 14. Februar 1876 in Leipzig geboren, fördert ihn seine gebildete Mutter, er machte Abitur am renommierten humanistischen Gymnasium an der Leipziger Thomasschule. Dort trat er ein Studium der Geschichte und der Nationalökonomie bei Vertretern der damals umstrittenen ‚Leipziger Schule’ an, bei dem Historiker Karl Lamprecht und dem Geographen Friedrich Ratzel.

Er wurde bei Lamprecht promoviert mit dem Thema „Die soziale Gliederung der ländlichen Bevölkerung in Kursachsen Ende des 16. Jahrhunderts“. Danach zog es ihn nach Berlin, wo er den Soziologen Ernst Troeltsch, die Historiker Otto Hinze und Kurt Breysig und den Ökonomen Gustav Schmoller hörte, der ihn förderte. 1906 habilitierte er sich bei Hintze mit einer quellengeschöpften Arbeit über „Stände und Verwaltung in Kleve und Mark zwischen 1660 und 1697“. Er erwarb seine akademischen Grade also just bei den Historikern, Lamprecht und Hintze, die heute als die in ihrer Zeit modernsten geschätzt werden. Seine Antrittsvorlesung („Die Grundlagen eines konstitutionellen Lebens in Rußland.“) zeigte sein neues Interesse: Russland, das er 1904 erstmals bereist hatte. Symptomatisch ist, dass Hoetzsch hier, anders als in seiner Zeit üblich, Russland nicht als fremdes ‚asiatisches‘ Regime ansah, sondern als ‚geschichtswürdig’ in die Tradition europäischer Verfassungsformen stellte. Früh erkannte er auch die große ökonomische Dynamik schon im späten Zarenreich, dann in der Sowjetunion und war fasziniert. Unter seinen Kommilitonen war sowohl der spätere amerikanische Botschafter William E. Dodd wie der spätere sowjetrussische Außenminister Tschitscherin, sie stehen für die zahlreiche Kontakte, die Hoetzsch fruchtbar machen sollte.

Lehrtätigkeiten an der Königlichen Akademie in Posen

Frisch habilitiert lehrte er von 1906 bis 1911 als Professor an der erst 1903 gegründeten Königlichen Akademie in Posen. Diese Aufgabe ebenso wie sehr viele Aktivitäten Hoetzschs für Vereine wie den Verein deutscher Studenten, den Alldeutschen Verband oder den Deutschen Ostmarkenverein etc. zeigen einen überzeugten Deutschnationalen nicht ohne antipolnisches Ressentiment. Eine Figur wie Hoetzsch zeigt freilich auch die Varianz dieser Gruppe und die Revidierbarkeit von Ansichten unter Forschern solcher Couleur.

Früh politikberatend eingebunden, riet er stets zu guten Beziehungen des Deutschen Reichs mit dem Zarenreich, später mit der Sowjetunion. Im Ersten Weltkrieg sprach er sich gegen Annexionen aus und erkannte später die Berechtigung und Dignität eines polnischen Nationalstaats an. Die Gewaltpolitik Lenins und Stalins lehnte er ab. Den Rapallo-Vertrag von 1922 begrüßte er. Wegen seiner pragmatischen Haltung gegenüber Russland wurde Hoetzsch immer wieder massiv angegriffen, so von dem ebenfalls deutschnationalen Historiker Johannes Haller.

Lehrtätigkeiten an der Berliner Universität

Geschichte und Landeskunde eingerichtet worden, damals wie künftig war Osteuropa stets ein Projekt des Ministeriums gegen den Widerstand der Fakultät. Der erste Amtsinhaber, Theodor Schiemann, engagierte den jungen Hoetzsch, beide gründeten 1910 die „Zeitschrift für die Geschichte Osteuropas“, 1913 den „Deutschen Verein für die Erforschung Rußlands (später: Osteuropas)“. Das begleitende – wesentlich von Hoetzsch verfasste – Manifest begründete eigentlich erst die moderne internationale Osteuropaforschung. Neu waren in dieser globalisierten Geschichtssicht Gegenstand wie Methode: Russland und Osteuropa sollten als integraler Teil der europäischen und Weltgeschichte erforscht werden, unter interdisziplinärer Verbindung von Politik, Ökonomie, Geographie, Kultur, etc. Als Nachfolger Schiemanns wurde der eher literarisch interessierte Karl Stählin berufen, eine Brüskierung Hoetzschs, der in Arbeit rotierte, aber erst 1928 Ordinarius wurde.

„Vernunftsrepublikaner“

Mit dem Wissenschaftler und dem Publizisten bildet der Politiker Hoetzsch eine Trias. 1919 saß er in der Verfassunggebenden Nationalversammlung, 1920 bis 1930 vertrat er die DNVP im Reichstag. Wie Friedrich Meinecke und andere kann man ihn als „Vernunftrepublikaner“ bezeichnen. Er stimmte gegen die Parteilinie für den Youngplan; als Hugenberg die Partei Hitlers NSDAP annäherte, trat Hoetzsch aus der DNVP aus.

„Hoetzsch-Imperiums“

Die zwanziger Jahre waren der Höhepunkt seines Wirkens, des „Hoetzsch-Imperiums“ (Schlögel). Rastlos und charismatisch brachte er heterogenste Personen aller politischen Couleurs aus Politik, Wissenschaft, Diplomatie, Militär, Wirtschaft und Kunst zusammen, die sich für Russland interessierten. Hoetzsch, der zwischen 1922 bis 1935 immer wieder die Sowjetunion bereiste, belieferte die Öffentlichkeit mit seinen Institutionen und Zeitschriften mit belastbaren Informationen und Analysen über Vorgänge in der Sowjetunion. Er, der alle kannte und ein gastliches Haus führte, gehörte u.a. dem Juni-Kreis (mit Ernst Troeltsch) ebenso an wie dem sog. Westphal-Kreis (nach dem Physiker Wilhelm Westphal), der den russisch-deutschen Wissenschaftsaustausch förderte. Unter den Mitgliedern waren u.a. Einstein, Harnack, Planck, Wilamowitz ebenso wie russische Wissenschaftler und Diplomaten, etwa der Minister für Volksbildung Anatoli Lunatscharskij. 

Baltendeutsche und russische Emigranten gaben sich ebenso die Klinke in die Hand wie offizielle Vertreter der Sowjetunion. Ein Gipfelpunkt seiner Regie war der russische Historikertag 1927 in Berlin. Hoetzsch war zugleich ein begabter und unermüdlicher Redner, seine Mittwochsvorlesungen besuchten oft über 1000 Zuhörer.

Das hatte es selbst in Berlin noch nicht gegeben. Ein singuläres Beispiel der Einheit von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, mit einem brillianten Organisator – und aus heterogensten Motiven gespeist. Man würde ihn heute einen großen Netzwerker nennen. Ihm gelang oft genug der Spagat zwischen Politisierung und seriöser Wissenschaftlichkeit. Das Berliner Seminar war unter seiner Leitung das größte und renommierteste seiner Art und wurde, mit seiner großen Bibliothek, international hoch geschätzt. Die politologisch-historische Osteuropaforschung Hoetzschs ist fundamental zu unterscheiden von der in den späten 20er Jahren immer mehr aufkommenden, schließlich von Albert Brackmann gesteuerten rassistisch-völkischen Ostforschung.

Hoetzsch in der NS-Zeit

1933 leitete freilich auch den rapiden Abstieg ein. Taktisch gemeinte Anpassungen reichten nicht. Hoetzsch wurde eine Funktion nach der anderen entwunden und mit NS-Anhängern besetzt, so auch die Leitung der Fachzeitschriften. 1935 wurde er zwangspensioniert, wegen „jüdisch-freimaurerisch-liberalistischen Salonbolschewismus“. Bis zuletzt versuchte Hoetzsch seine Mitarbeiter zu schützen. Viele von ihnen waren Juden und Kommunisten. Letzter Anlass für Hoetzschs Entlassung war die Promotion des litauischen Juden Abraham Heller zum Thema „Die Juden in Russland seit der Märzrevolution 1917“. Heller wies nach, dass entgegen dem Feindbild eines ‚jüdischen Bolschewismus‘ gerade die jüdische Bevölkerung unter dem Terror der Bolschewiki besonders gelitten hatte. Zu einem Rigorosum kam es nicht mehr.

Wie viele trat der Historiker Hoetzsch eine innere Emigration an. Bei Kriegsende sah man ihn ausgebombt, krank und hungernd durch das zerstörte Berlin irren, in seinem Koffer nichts als ein Buchmanuskript über den Reformzar Alexander II. Er schrieb an einen Kollegen: „Ich bin … wie ein Fisch auf dem Trockenen, Gelehrter ohne Bücher … isoliert, abgeschnitten. Und trotzdem arbeitet es in mir: ‘Der Geist will forschen‘, wie der Psalmist sagt.“ (Voigt 275). Die sowjetische Kommandantur setzte ihn schon Juni 1945 wieder als Professor ein. Hoetzsch starb ein Jahr später, nachdem er ein letztes Buch über Russland geschrieben hatte, ein Manifest einer sozialhistorisch orientierten, vergleichenden, multidisziplinären europäischen Gesamtgeschichte unter Integration Osteuropas.

In der Nachkriegszeit hatte die Humboldt-Universität unter kommunistischer Ägide für sein Konzept keine Verwendung. In der geteilten Welt bildeten sich die Denkformen des Entweder/Oder aus. „Der historische Ort, an dem man das Sowohl-als-auch erprobt hatte, war untergegangen.“ (Schlögel 28). So ist Hoetzsch in tragischer Weise zweimal gescheitert. Heute gewinnt sein Konzept neue Aktualität. 

Nachlass

im Krieg weitgehend vernichtet, Reste im Archiv der HU

Schriften (in Auswahl)

  • Die Vereinigten Staaten von Amerika, Bielefeld/Leipzig 1904.
  • Rußland. Eine Einführung aufgrund seiner Geschichte von 1904 bis 1912, Berlin 1913.
  • Russische Probleme. Eine Entgegnung auf J. Hallers Schrift „Die russische Gefahr im deutschen Haus“, Berlin 1917.
  • Der Krieg und die große Politik 1914-1918, 3 Bde., Leipzig 1917-1918.
  • postum: Grundzüge der Geschichte Rußlands, Leipzig 1949 (Stuttgart 1970).
  • The Evolution of Russia (History of European Civilisation Library) Harcourt 1966 (als Paperback 1969).
  • Literatur (in Auswahl):
  • Voigt, Gerd: Otto Hoetzsch (1875-1946). Wissenschaft und Politik im Leben eines deutschen Historikers, Berlin (Ost) 1973.
  • Liszkowski, Uwe: Osteuropaforschung und Politik. Ein Beitrag zum historisch-politischen Denken und Wirken von Otto Hoetzsch, 2 Bde., Berlin (West) 1987 (Darstellung endet 1933).
  • Haar, Ingo: Osteuropaforschung und ‚Ostforschung‘ im Paradigmenstreit: Otto Hoetzsch, Albert Brackmann und die deutsche Geschichtswissenschaft, in: Dittmar Dahlmann (Hg.): Hundert Jahre Osteuropäische Geschichte, Stuttgart 2005, S. 37-54.
  • Schlögel, Karl: Von der Vergeblichkeit eines Professorenlebens. Otto Hoetzsch und die deutsche Rußlandkunde. in: Osteuropa. 55 (2005), Nr. 12, S. 5-28.
  • Schaper, Uwe: Otto Hoetzsch, in: Geisteswissenschaftler II, hg. von Hans-Christoph Kraus (Berlinische Lebensbilder 10) Berlin 2013, S. 227-244.

 

 


 

Otto Hoetzsch

14th February 1876 (Leipzig) – 27th August 1946 (Berlin)

 

Historian – Founder of modern research on Eastern Europe – Networker between science, business and politics

 

Otto Hoetzsch

Otto Hoetzsch, Photo: ullstein

Otto Hoetzsch, extraordinary (non-chaired) professor in 1913 then ordinary (chaired) professor in 1928 at the Friedrich-Wilhelms-Universität’s Department of History and Regional Studies of Eastern Europe (founded in 1902), forced into retirement in 1935 and reinstated in 1945, founded and propagated modern Eastern European studies.

As a great communicator, he brought “together all those interested in Russia” (K. Schlögel), across party and disciplinary boundaries. Hoetzsch was an academic who did not fit into any schema, perplexing and of integrity.

 

Career

Born the son of a master craftsman in Leipzig, his educated mother encouraged him and promoted his development; he sat his Abitur (final school exams that grant eligibility to study at university) at the renowned Thomasschule in Leipzig, a humanistisches Gymnasium (a school that emphasised the study of Latin and Greek). There, he studied history and economics under exponents of the then controversial “Leipzig School”, as well as under the historian Karl Lamprecht and the geographer Friedrich Ratzel. He received his doctorate under Lamprecht on the topic of “The Social Stratification of the Rural Population in the Electorate of Saxony at the End of the 16th Century” (Die soziale Gliederung der ländlichen Bevölkerung in Kursachsen Ende des 16. Jahrhunderts). After that, he moved to Berlin, where he attended lectures by the sociologist Ernst Troeltsch, the historians Otto Hinze and Kurt Breysig, and the economist Gustav Schmoller, who supported him.

In 1906, he habilitated (qualified to hold professorial positions) under Hintze with a source-based work on “Classes and Administration in Cleves and Mark between 1660 and 1697” (“Stände und Verwaltung in Kleve und Mark zwischen 1660 und 1697”). He thus obtained his academic degrees from exactly those historians – Lamprecht and Hintze – who are today regarded as the most modern of their day.

His inaugural lecture (“The Foundations of Constitutional Life in Russia”) revealed his new interest: Russia, to which he had travelled for the first time in 1904. What is distinct is that, unlike what was customary in his day, Hoetzsch did not regard Russia here as a foreign “Asian” regime, but rather placed it as a subject of historical merit in the tradition of European constitutional forms. He also recognised at an early stage the great economic dynamics that were already present in the late tsarist empire, and then in the Soviet Union, and was fascinated. Among his fellow students were both the later American ambassador William E. Dodd and the later Soviet-Russian foreign minister Chicherin; they represent the numerous contacts that Hoetzsch was to render productive.

Teaching activities at the Royal Academy in Poznań

Having freshly habilitated, he taught from 1906 to 1911 as a professor at the Royal Academy in Poznań, founded in 1903. This endeavour, just like Hoetzsch’s many activities for associations such as the Union of German Students (Verein deutscher Studenten), the Pan-German League (Alldeutscher Verband) or the German Eastern Marches Society (Deutscher Ostmarkenverein), etc., evinces a convinced German national not without anti-Polish resentment. Of course, a figure like Hoetzsch also shows the variance of this group and the revisability of views amongst researchers of such a stripe.

Involved at any early stage in political counsel, he always advised good relations between the German Reich and the Tsarist Empire, and later on with the Soviet Union. During the First World War, he spoke out against annexations and later acknowledged the validity and dignity of a Polish nation state. He rejected the politics of violence of Lenin and Stalin. He welcomed the Rapallo Treaty of 1922. Due to his pragmatic attitude towards Russia, Hoetzsch repeatedly came under severe attack, for instance by the German national historian Johannes Haller.

Teaching activities at the Berlin University

A professorship of Eastern European history and regional studies had already been established at the University of Berlin in 1892, and a department set up in 1902. Back then, as in the time to come, Eastern Europe was always a project of the ministry against resistance from the faculty. The first holder of the post, Theodor Schiemann, engaged the services of the young Hoetzsch, and, together, they founded the Zeitschrift für die Geschichte Osteuropas (Journal of the history of Eastern Europe) in 1910 and the Deutscher Verein für die Erforschung Rußlands (later: Osteuropas; German Society for the Study of Russia/Eastern Europe) in 1913.

The accompanying manifesto – written principally by Hoetzsch – is, in fact, what first established modern international research on Eastern Europe. What was new in this globalised view of history were the subject matter and the method: Russia and Eastern Europe were to be investigated as an integral part of European and world history, combining politics, economics, geography, culture, etc., in an interdisciplinary manner. The university appointed Karl Stählin, someone with more literary interests, as Schiemann’s successor, which was a snub to Hoetzsch, who worked tirelessly, but only received a full professorship with a chair in 1928.

„Vernunftsrepublikaner“

Hoetzsch the scientist and Hoetzsch the journalist form a triad with Hoetzsch the politician. In 1919, he was a member of the Weimar National Assembly (the National Constituent Assembly/Verfassunggebende Nationalversammlung), and, from 1920 to 1930, he represented the German National People’s Party (DNVP) in the Reichstag. Like Friedrich Meinecke and others, he can be described as a Vernunftrepublikaner (one who believed in the republic on pragmatic grounds rather than from deep conviction). He voted against the party line for the Young Plan; when Hugenberg brought the party closer to Hitler’s NSDAP, Hoetzsch resigned from the DNVP.

„Hoetzsch’s Empire“

The 1920s marked the heyday of his work and influence, “Hoetzsch’s Empire” (Schlögel). Indefatigably and charismatically, he brought together the most heterogeneous group of persons of all political stripes who were interested in Russia, from the worlds of politics, science, diplomacy, the military, business and art. Repeatedly travelling to the Soviet Union between 1922 and 1935, Hoetzsch provided the public with reliable information and analyses about goings-on in the Soviet Union through his institutions and magazines.

A man who knew everyone and who entertained frequently, he belonged, among others, to the June Club (with Ernst Troeltsch) and the so-called Westphal Circle (after the physicist Wilhelm Westphal), which promoted scientific exchange between Russia and Germany. Its members included Einstein, Harnack, Planck and Wilamowitz, as well as Russian scientists and diplomats, such as the minister of national education Anatoly Lunacharsky. Baltic German and Russian emigrants came in a continuous stream, as did official representatives of the Soviet Union.One of the high points of Hoetzsch’s leadership was the Russian Historians’ Conference in Berlin in 1927. Hoetzsch was also a talented and tireless speaker; his Wednesday lectures often attracted over 1000 attendees.

Even in Berlin, this was something that had not existed before, a unique example of the unity of politics, business and science, with a brilliant organiser – and fed from the most heterogeneous pool of subjects. Today, he would be called a great networker. He succeeded often enough in the balancing act between politicisation and serious scientific rigour. Under his direction, the department in Berlin was the largest and most prestigious of its kind and, with its large library, was highly regarded internationally. Hoetzsch’s politological-historical research on Eastern Europe can be fundamentally distinguished from the racist and ethno-nationalist (völkisch) Eastern Studies (Ostforschung) that emerged more and more in the late 1920s and were ultimately steered by Albert Brackmann.

Hoetzsch during the Nazi regime

However, 1933 also initiated Hoetzsch’s rapid descent. Tactical adjustments were not enough. He was relieved of one office after the other and replaced by Nazi supporters, and this included his management of the journals. In 1935, he was forcibly retired because of “Jewish, Masonic, liberalist salon Bolshevism [i.e., champagne socialism]”. Hoetzsch tried to protect his employees to the last. Many of them were Jews and communists. The ultimate grounds for Hoetzsch’s dismissal were the conferral of a doctoral degree on the Lithuanian Jew Abraham Heller on the topic “The Jews in Russia since the March Revolution of 1917”.

Heller demonstrated that, contrary to the enemy stereotype of “Jewish Bolshevism”, it was precisely the Jewish population who had particularly suffered from the terror of the Bolsheviks. No doctoral viva ending up taking place. Like many, the historian Hoetzsch embarked on an inner emigration. At the end of the war he was seen destitute from a bomb attack, sick and starving wandering through the demolished Berlin, nothing in his case but a manuscript for a book about the Reform Czar Alexander II. He wrote to a colleague: “I am … like a fish on dry land, a scholar without books … isolated, cut off. And yet work goes on within me: ‘The Spirit wants to inquire’, as the Psalmist says.” (Voigt 275). The Soviet Commandant’s office reinstated him as a professor in June 1945. Hoetzsch died a year later, after he had written one last book about Russia, a manifesto of a socio-historically oriented, comparative, multidisciplinary overall European history, with Eastern Europe integrated.

During the post-war period, the Humboldt-Universität had no use for Hoetzsche’s concept under a Communist aegis. “In the divided world, patterns of thinking based on ‘either-or’ began to form. The historical site where ‘as-well-as’ had been tried had vanished.” (Schlögel 28; Brandon 41). Twice, then, Hoetzsch tragically failed. Today, his concept is gaining new currency.

Estate

largely destroyed in the war. The remainder is in the archives of the HU

Written works (selection)

  • Die Vereinigten Staaten von Amerika [The United States of America], Bielefeld/Leipzig 1904.
  • Russische Probleme. Eine Entgegnung auf J. Hallers Schrift “Die russische Gefahr im deutschen Haus” [Russian problems. A riposte to J. Haller’s book “Die russische Gefahr im deutschen Haus” (The Russian Danger in the German House)], Berlin 1917.
  • Posthumously: Grundzüge der Geschichte Rußlands, Leipzig 1949 (Stuttgart 1970). Translated into English as: The Evolution of Russia (History of European Civilisation Library), Harcourt 1966 (as a paperback, 1969).
  • Der Krieg und die große Politik 1914–1918 [War and big politics 1914–1918], 3 vols. Leipzig 1917–1918.
  • Rußland. Eine Einführung aufgrund seiner Geschichte von 1904 bis 1912 [Russia. An introduction based on its history from 1904 to 1912], Berlin 1913.

References (selection)

  • Voigt, Gerd: Otto Hoetzsch (1875–1946). Wissenschaft und Politik im Leben eines deutschen Historikers, Berlin (East) 1973.
  • Liszkowski, Uwe: Osteuropaforschung und Politik. Ein Beitrag zum historisch-politischen Denken und Wirken von Otto Hoetzsch, 2 vols., Berlin (West) 1987 (account ends in 1933).

  • Haar, Ingo: “Osteuropaforschung und ‘Ostforschung’ im Paradigmenstreit: Otto Hoetzsch, Albert Brackmann und die deutsche Geschichtswissenschaft”, in: Dittmar Dahlmann (ed.): Hundert Jahre Osteuropäische Geschichte, Stuttgart 2005, pp. 37–54.
  • Schaper, Uwe: “Otto Hoetzsch”, in: Geisteswissenschaftler II, edited by Hans-Christoph Kraus (Berlinische Lebensbilder 10) Berlin 2013, pp. 227–244.
  • Schlögel, Karl: “Von der Vergeblichkeit eines Professorenlebens. Otto Hoetzsch und die deutsche Rußlandkunde.” In: Osteuropa 55 (2005), no. 12, pp. 5–28. [English translation: “The Futility of One Professor’s Life. Otto Hoetzsch and German Russian Studies”, translated by Ray Brandon, in Manfred Sapper, Volker Weichsel: Sketches of Europe. Old lands, New Worlds, Berlin, Berlin 2005. A special edition of Osteuropa.]

 

 

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