Humboldt-Universität zu Berlin

Max Bayer

21.09.1906 - 1943

Max Bayer wurde am 21. September 1906 in Aschbach in Bayern geboren. Ab dem Jahr 1929 unterrichtete er an der Israelitischen Taubstummen-Anstalt (ITA) in Berlin-Weißensee. Diese Taubstummen-Anstalt existierte in Berlin seit 1873. Dort lernte er seine spätere Frau Gisela Schrage (geb. am 6. November 1906 in Brody, Galizien) kennen, die ebenfalls taubstumme Kinder unterrichtete.1

Von 1932 bis 1934 studierte Max Bayer an der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität.2 Max Bayer konnte sein Studium wahrscheinlich nicht beenden, denn die Frage nach einem Studium, beantwortete er bei der Volkszählung vom Mai 1939 mit einem "Nein".3

Max Bayer Photo

Herbert Sonnenfeld: Der Lehrer Max Bayer mit seinen Schülern beim Unterricht im Freien in der Israelitischen Taubstummen-Anstalt, Berlin-Weißensee 1935
© Jüdisches Museum Berlin, Ankauf aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.

Auch während seines Studiums arbeitete er weiterhin an der Israelitischen Taubstummen-Anstalt.4 Im Nationalsozialismus verschlechterten sich die Umstände für Personen mit Behinderungen, somit auch für die ITA, kontinuierlich. Die finanzielle Unterstützung von staatlicher Seite wurde reduziert und schließlich ganz gestrichen.5

Im Sommer 1939 konnte Felix Reich, der 1885 geborene Leiter der Israelitischen Taubstummen-Anstalt, zehn Kindergartenkinder der ITA von Berlin nach London bringen. Vom britischen Unterrichtsministerium erwirkte er die Zusage, auch die übrigen Schüler, Lehrer und Angestellten der ITA nach Großbritannien holen zu dürfen, womit sowohl Max und als auch Gisela Bayer hätten emigrieren können. Aufgrund des Kriegsbeginns im September 1939 konnten diese Pläne jedoch nicht mehr umgesetzt werden.6

Laut der Volkszählung vom 17. Mai 1939 wohnten Max Bayer und seine Frau Gisela Bayer in der Hufelandstraße 41 im Bezirk Prenzlauer Berg. Mit ihnen im Haushalt lebten die Schwiegereltern Sara (geb. Meiseles am 13. August 1876) und Salomon Schrage (geb. am 23. Dezember 1876 in Brody). Für beide gibt es keine Einträge im Gedenkbuch des Bundesarchivs, so dass sie den Krieg entweder überlebten oder zuvor starben. Ebenfalls mit ihnen im Haushalt lebten Paula Gongola (geb. Schrage am 11. September 1908) und ihr Mann Heinz Gongola (geb. am 20. Oktober 1910).7 Das Ehepaar Gongola wurde am 26. Oktober 1942 nach Riga deportiert und dort am 29. Oktober 1942 ermordet.8

1940 war Max Bayer einer von nur mehr drei Lehrern, welche die 22 verbliebenen Kinder betreuten, die noch in der Israelitischen Taubstummen-Anstalt lebten.9 Wahrscheinlich musste er ab Anfang 1941 als Ordner im Sammellager "Große Hamburger Straße" arbeiten.10

Am 21. Dezember 1942 bekamen er und seine Frau eine Tochter, die sie Reha nannten. Am 17. Mai 1943 wurde Max Bayer mit seiner Frau und seiner fünf Monate alten Tochter mit dem letzten großen Deportationszug von Berlin nach Auschwitz deportiert. Sie gelten seit diesem Tag als "verschollen".11

 

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  1. Dagmar Drovs: Heilpädagogik im deutschen Judentum. Eine Spurensicherung 1873 - 1942, Münster 2000, S. 149.
  2. www.charite.de/medizingeschichte/forschung/HU-Archiv-PRV-Studenten1933-1938.htm, abgerufen am 05.05.2010.
  3. Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde: Ergänzungskarten der Volkszählung vom 17.05.1939, Bestand R15.09 Reichssippenamt Datenbank, Datensatz zu Max Bayer.
  4. Dagmar Drovs, a.a.O., S. 149.
  5. Ebd. S. 49.
  6. Vera Bendt (Hrsg.): Öffne deine Hand für die Stummen. Die Geschichte der Israelitischen Taubstummen-Anstalt Berlin-Weissensee, 1873 bis 1942, Berlin 1993, S. 61.
  7. Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde: Ergänzungskarten der Volkszählung vom 17.05.1939, Bestand R15.09 Reichssippenamt Datenbank, Datensatz zu Max Bayer.
  8. www.bundesarchiv.de/gedenkbuch, Einträge zu Paula und Heinz Gongola, abgerufen am 10.05.2010.
  9. Dagmar Drovs, a.a.O., S. 50.
  10. Vera Bendt (Hrsg.), a.a.O., S. 61.
  11. www.bundesarchiv.de/gedenkbuch, Einträge zu Max, Gisela und Reha Bayer, abgerufen am 10.05.2010.
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