Humboldt-Universität zu Berlin

„Ich hatte so furchtbare Angst vor dem Examen“

Hilde Levi (1909-2003) promovierte in Physik, emigrierte nach Dänemark und arbeitete am weltberühmten Niels-Bohr-Institut, bis sie ein zweites Mal vor den Nazis fliehen musste. Nach ihrer erfolgreichen Karriere als Naturwissenschaftlerin begeisterte sie sich im Alter für die Wissenschaftsgeschichte.

 

 

Harry Salinger
  • 1909 geboren in Frankfurt a. M.
  • 1928-1934 Physikstudium an der Berliner Universität
  • 1934 Promotion
  • ab 1934 Forschungsassistentin am Niels-Bohr-Institut, Kopenhagen
  • 1943 Flucht nach Schweden
  • Rückkehr nach Kopenhagen
  • 1947-1948 Forschungsaufenthalt in den USA
  • ab 1979 zweite Karriere als Wissenschafts­historikerin
  • 2003 gestorben in Kopenhagen
     

Studium in Berlin

Hilde Levi wurde in Frankfurt am Main geboren und zog 1928 von München zum Studium nach Berlin. Ihr älterer Bruder lebte bereits dort, so dass sie sich nicht ganz ungeschützt fühlte und eine Begleitung für ihre Besuche im Max-Reinhardt-Theater hatte. Vor allem die Stadt Berlin hatte sie angezogen, weniger die Universität, an der sie Chemie und Physik studierte. Deren Labore fand sie alt und unerträglich. Einmal fing gar nach einem Versuch mit Benzin, an dem sie beteiligt war, das physikalische Institut Feuer.

Anfang 1934 schloss Hilde Levi ihr Studium mit einer Promotion ab. Das war zu diesem Zeitpunkt noch möglich; erst im April 1937 wurde es jüdischen Studierenden aller Fächer verboten, zu promovieren.

Forschungen am Niels-Bohr-Institut

Da Hilde Levi der Überzeugung war, im nationalsozialistischen Deutschland keine berufliche Zukunft zu haben, stellte sie über die Frauenorganisation „International Federation of University Women“ Kontakt nach Dänemark her und fand Anfang 1934, kurz nach ihrer Promotion, eine Stelle am international renommierten Niels-Bohr-Institut in Kopenhagen. Niels Bohr hatte für seine Forschungen über die Struktur von Atomen 1922 den Nobelpreis für Physik erhalten.

Hilde Levi war auf Vorschlag Bohrs zuerst Forschungsassistentin von James Franck, einem jüdischen Nobelpreisträger, der Deutschland ein Jahr zuvor verlassen hatte. Die beiden freundeten sich an und unternahmen in ihrer Freizeit gemeinsame Droschkenfahrten. Ab 1935 war Hilde Levi an den Studien des ungarischen Professors George Hevesy über Radioaktivität beteiligt.

Flucht nach Schweden und Rückkehr

Nachdem Dänemark 1940 durch das nationalsozialistische Deutschland besetzt wurde und 1943 auch die Deportation der dänischen Juden drohte, floh Hilde Levi nach Schweden. An der Universität Stockholm fand sie schnell wieder eine Anstellung. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte sie nach Kopenhagen zurück und forschte bis zu ihrer Pensionierung 1979 im Bereich der Radiobiochemie am Institut von August Krogh.

Nach einem Forschungsaufenthalt in den USA entwickelte sie den in Europa ersten Apparat  zur Bestimmung des Alters archäologischer Funde mittels des Isotops Carbon-14. Zusammen mit James Franck und George Hevesy war sie an zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen beteiligt.

Nach ihrer naturwissenschaftlichen Karriere beschäftigte sie sich mit Wissenschaftsgeschichte, veröffentlichte 1985 eine Biographie über George Hevesy und war bis an ihr Lebensende häufiger Gast im Niels-Bohr-Archiv.

Hilde Levi starb 2003 in Kopenhagen.

 

 

 

 

 

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