Humboldt-Universität zu Berlin

„Ich red’ nicht weiter mit diesem Schnösel“

Edith Türkischer-Garbatsky (*1911) konnte bis 1936 nahezu unbehelligt Medizin studieren und das medizinische Staatsexamen ablegen, weil sie als Ausländerin immatrikuliert war. Obwohl ihre Promotion abgelehnt wurde, konnte sie in Israel als Ärztin tätig sein.

 

 


  • 1907 geboren in Berlin
  • 1931-1936 Medizinstudium in Berlin
  • 1937 Emigration nach Palästina
  • 1946 Zulassung als Ärztin
  • Forschung an der Universität Jerusalem 

Medizinstudium in Berlin

Edith Türkischer-Garbatsky wurde in Berlin geboren, erhielt die deutsche Staatsbürgerschaft allerdings erst nach langjährigen Auseinandersetzungen mit den deutschen Behörden. Woher ihre Eltern stammten, ist unbekannt. Als sie sich 1931 an der Berliner Universität für das Fach Medizin einschrieb, besaß sie einen deutschen Pass. 1933 musste sie in einem Fragebogen der Universität Angaben über ihre Vorfahren und ihre Staatsangehörigkeit machen. Sie beantragte daraufhin, ihr Studium als Ausländerin fortsetzen zu dürfen. Edith Türkischer-Garbatsky erinnert sich, dass ihr die deutsche Staatsbürgerschaft zu diesem Zeitpunkt bereits entzogen worden war, wahrscheinlich auf Grundlage eines Gesetzes vom Juli 1933, durch welches Einbürgerungen von Juden und Jüdinnen rückgängig gemacht werden konnten.

Nach einigen Schikanen durch die Deutsche Studentenschaft, die ihren Antrag nicht bearbeiten wollte, gelang es ihr schließlich, sich als Ausländerin neu zu immatrikulieren. So war sie beispielsweise nicht davon bedroht, wegen eines zu hohen Anteils jüdischer Studierender entlassen zu werden. Ohne weitere administrative Behinderungen schloss sie auf diesem Wege 1936 ihr Studium mit dem Staatsexamen ab.

Probleme mit der Promotion

Die anschließende Promotion zur Erlangung des Doktortitels bereitete Edith Türkischer-Garbatsky weit größere Schwierigkeiten. Für Studierende, die von den Professoren für jüdisch gehalten wurden, war es sehr schwer, einen Doktorvater zu finden. Der Pharmakologe Wolfgang Heubner, der – anders als seine Kollegen – jüdische Studierende als Doktoranden akzeptierte, vertröstete Edith Türkischer-Garbatsky, weil er keinen Platz für sie hatte. Schließlich schrieb sie ihre Doktorarbeit in Chirurgie bei Professor Willi Felix, ihren Promotionsantrag lehnte die Berliner Universität 1937 jedoch ab.

Ärztin ohne Doktortitel

Zu dem Zeitpunkt lebte Edith Türkischer-Garbatsky bereits in Israel. Auf der Basis ihres Staatsexamens erhielt sie von der britischen Mandatsregierung zunächst eine befristete und ab 1946 eine unbefristete ärztliche Zulassung. Mittlerweile war sie verheiratet und hatte den Doppelnamen Türkischer-Garbatsky angenommen.

Bei einem Aufenthalt in den USA, so ihre Erzählung, wurde ihr die Arztlizenz gestohlen. Danach machte sie sich als Wissenschaftlerin einen Namen, leitete ein Labor und forschte über zehn Jahre lang an der Universität Jerusalem. Um in leitender Position als Autorität akzeptiert zu werden, hielt Edith Türkischer-Garbatsky es für notwendig, mit einem Doktortitel aufzutreten. Also „stahl“ sie diesen kurzerhand von ihrem Mann.

Edith Türkischer-Garbatsky verstarb vor einigen Jahren in Haifa. Sie hinterließ mehrere Kinder.

 

 

 

 

 

 

 

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