Gustav Roethe
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1888 ao. Professor für Germanistik in Göttingen
1890 Professor für Germanistik in Göttingen
1902 Professor für Germanistik in Berlin
1911 ständiger Sekretär der Preußischen Akademie der Wissenschaften
Rektor der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin 1923
Roethe absolvierte ein Studium der klassischen Philologie und Germanistik in Göttingen, Leipzig und Berlin und wurde 1881 bei Friedrich Zarncke zum Dr. phil. promoviert. Nach der 1886 erfolgten Habilitation wirkte er zunächst einige Jahre in Göttingen, bevor er 1902 einen Ruf an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin annahm.
Sowohl als akademischer Lehrer wie auch als Organisator wissenschaftlicher Unternehmen und als Forscher erlangte Roethe in der Nachfolge Wilhelm Scherers in seinem Fach Bedeutung. Wichtige Impulse für die Literaturwissenschaft gingen nicht zuletzt von seiner Tätigkeit auf dem Gebiet der Textkritik und Edition aus. Die inhaltlichen Schwerpunkte seiner Forschungen bildeten die mittelhochdeutsche Literatur, die deutsche Romantik und die Goethe-Forschung. So legte er etwa mit seiner Studie "Die Gedichte Reinmars von Zweter" (1887) die Grundlage für die Forschung zur Geschichte der mittelhochdeutschen Sangspruchdichtung. Von 1891 bis 1926 war Roethe zusammen mit Edward Schröder Herausgeber der "Zeitschrift für deutsches Altertum", von 1909 an leitete er die Ausgabe der "Deutschen Texte des Mittelalters". Auch war er ab 1908 an der Reorganisation des Deutschen Wörterbuchs der Brüder Grimm beteiligt. Ab 1921 war Roethe erster Vorsitzender der Goethe-Gesellschaft.
Wissenschaftsgeschichtlich gesehen vertrat Roethe eine Position, welche die um 1900 erfolgte geistesgeschichtliche Wende strikt ablehnte, was etwa an den Auseinandersetzungen um die Wiederbesetzung des Lehrstuhls von Erich Schmidt in den Jahren 1913–1920 deutlich wurde, als auf Roethes Betreiben hin der vom Ministerium vorgesehene Friedrich Gundolf letztlich nicht das Ordinariat übernahm. Bis zu seinem Tod sollte Roethe, der in politischer Hinsicht entschiedener Gegner der Weimarer Republik war, die Konzeption einer streng philologisch verfahrenden Methode, welche sich den zeitgenössischen Entwicklungen seines Fachs entzog, vertreten.
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