Humboldt-Universität zu Berlin

Spiegel-Gespräch mit dem Außenminister a.D. Joschka Fischer

Begrüßung am 27.10.2008

Wenn Joschka Fischer, lieber Joschka Fischer, im Auditorium Maximum der Humboldt-Universität der Humboldt-Universität auftritt und dies im Rahmen eines Spiegel-Gesprächs, darf man, ach nein: muß man in den Rückspiegel blicken. Hier, in diesen heiligen Hallen der deutschen Reformuniversität par excellence hat der frühere Bundesaußenminister zwar bisher noch keine Gastprofessur gehabt - da sind uns leider die klugen Amerikaner zuvorgekommen. Aber Fischer hat hier vor reichlich acht Jahren, am 12. Mai des Jahres 2000, eine viel beachtete Europa-Rede gehalten, in der er vorschlug, das Konzept einer europäischen Föderation zum Leitbild der Europäischen Union zu machen, ein Zweikammerparlament einzuführen, über die Direktwahl eines Föderationspräsidenten nachzudenken und dies über ein Gravitationszentrum der einschlägig gesonnenen Mitglieder der Union allmählich zu realisieren. Fischer antwortete damals auf die Frage Quo vadis Europa? Und diese seine Berliner Europa-Rede wird immer wieder bemüht, wenn hier im Raum Minister- und Staatspräsidenten ihre Europareden halten, im vergangenen Jahr unter anderem der italienische, in diesem Jahr unter anderem der französische Staatspräsident. Lieber Herr Fischer, seien Sie also hier an der Humboldt-Universität sehr herzlich willkommen, wo Sie eigentlich spätestens durch Ihre Europa-Rede immer schon präsent sind.

Nun haben Sie natürlich in Ihrem Leben nicht nur einmal an der Humboldt-Universität zu Europa geredet, auch immer wieder auch zu Amerika. In meinem Rückspiegel taucht beispielsweise eine Rede zu den transatlantischen Beziehungen in Princeton aus dem Jahre 2003 mit dem Schlüsselstichwort der "positiven Globalisierung" auf und so war es in gewissem Sinne folgerichtig, daß Sie nach dem Ende des Ministeramtes an dieser großen amerikanischen Eliteuniversität als Gastprofessor tätig wurden - die Durchlässigkeit der hohen akademischen Mauern für nicht ganz klassische Bildungs- und Karrierewege ist eben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten schon besser als hierzulande, wo man mit der überaus schlichten Forderung, Nichtabiturienten den Zugang zu den Hochschulen zu ermöglichen, wochenlang die Zeitungen füllen kann. Das einschlägige Engagement an der Woodrow Wilson School in Princeton blieb keine Laune - man muß ja auch gar nicht verschweigen, daß Sie beispielsweise jüngst an einer südwestlich gelegenen Nachbaruniversität (nein, ich meine jetzt nicht die Universität Potsdam) noch einmal eine große Rede zum Thema "Europa und Amerika: Über die Zukunft einer schwierigen Freundschaft" gehalten haben.

Da ich vor Zeiten einmal ein Gespräch moderiert habe, daß Sie mit Daniel Cohn-Bendit über Hannah Arendt geführt haben, weiß ich, daß Sie nicht nur klug über Amerika parlieren können, sondern auch überaus unterhaltsam. Spiegel-gerecht eben. Wenn wir Sie schon nicht mit einer Gastprofessur an der Humboldt-Universität locken können, sondern wahrscheinlich erst einmal in den berühmten weltweiten Rankings noch etwa achtzig Plätze nach vorn stürmen müssen, sind wir doch schon glücklich, daß Sie uns wieder einmal die Ehre geben. Ich zweifle nicht daran, daß der heutige Abend so in unserem Gedächtnis bleiben wird wie die anderen universitären Auftritte, die ich in meinem Rückspiegel erwähnt habe. Aber nun sollte ich nicht weiter das Podium für den richtigen Spiegel blockieren. Einen anregenden Abend Ihnen allen und den beiden Gesprächspartnern nochmals ein herzliches Willkommen!


Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Markschies
Präsident der Humboldt-Universität

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