Presseportal

Der Ehrbare Kaufmann und die globale Finanzkrise

Humboldt-Preis geht an Student der Wirtschaftswissenschaft

Für seine herausragende Diplomarbeit zur gesellschaftlichen Entwicklung des Leitbildes des Ehrbaren Kaufmanns erhielt der Doktorand der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, Daniel Klink, den Humboldt-Preis 2008. Bereits seit einigen Jahren wird in dem von Professor Dr. Joachim Schwalbach geleiteten Institut für Management an der Humboldt-Universität zu Berlin unter der Dachmarke „Der Ehrbare Kaufmann“ das gute und richtige Verhalten der Akteure im Wirtschaftsleben erforscht, ein Forschungsgebiet, das angesichts der aktuellen globalen Finanzkrise immens an Bedeutung gewinnt.
Der Ehrbare Kaufmann versucht, das Handeln von Unternehmern in Einklang mit der Gesellschaft bringen. Er ist Leitbild und Lebensphilosophie zugleich, die Geschäftsleute in einem Erziehungsprozess zu ausgereiften, verantwortungsvollen und vor allem wirtschaftlich erfolgreichen Persönlichkeiten werden lassen. Wirtschaftlichkeit und Moral sind im Ehrbaren Kaufmann keine Gegensätze. Moral im Sinne von Tugendhaftigkeit ist die Bedingung für echte Wirtschaftlichkeit, verstanden als das nachhaltige Schaffen von Werten.

Die Nichtbeachtung des Leitbilds des Ehrbaren Kaufmanns ist eine der wichtigsten Ursachen der Finanzkrise. Derzeit versuchen Politiker durch Staatseingriffe das Schlimmste zu verhindern. Um die Gesellschaft und das marktwirtschaftliche System zu schützen, sind diese Eingriffe durchaus geboten. Das Fehlverhalten einiger verantwortlicher Entscheider auf den verschiedenen Managementebenen bis hinab zum angestellten Banker, der getrieben durch kurzfristige monetäre Anreize Kredite an Menschen vergibt, die offensichtlich nicht in der Lage sind, diese zurückzuzahlen, bleibt jedoch unberührt. Es wird weder konsequent durch den Markt bestraft – allenfalls symbolisch auf den höchsten Ebenen – noch für die Zukunft nachhaltig beeinflusst oder verbessert.

Zwei Dimensionen müssen in der aktuellen Finanzkrise unterschieden werden: Die Bedeutung der Ehrbarkeit für den täglichen Geschäftsverkehr und die gesellschaftliche Aufgabe der Finanzwirtschaft.

1. Welche Bedeutung die Ehrbarkeit im Geschäftsverkehr in der Form des Vertrauens gegenüber dem Geschäftspartner hat, wurde durch die Handlungsunfähigkeit der Banken angesichts des Fehlverhaltens einiger Bankmanager eindrucksvoll gezeigt. Die Missachtung der Tugend der Ehrlichkeit der Ehrbaren Kaufleute führte zu einem Verlust an Vertrauen und somit zum Verlust des Geschäfts und im großen globalen Beziehungsgeflecht in der Folge zu einem Stillstand des Systems. Der Vertrauensvorschuss, der notwendigerweise in einem Weltfinanzmarkt mit hohen Transaktionsgeschwindigkeiten gegeben werden muss, konnte zum Selbstschutz der Teilnehmer am Markt nicht mehr gegeben werden. Transaktionen zwischen Banken fanden nicht mehr statt. Ohne den koordinierten Staatseingriff mit dem Ziel der Wiederherstellung des Vertrauens, wäre das System vermutlich zum Erliegen gekommen, mit katastrophalen Folgen für die gesamte Weltwirtschaft und -gesellschaft. In einer Welt, in der sich auch Finanzmanager an dem Leitbild des Ehrbaren Kaufmanns orientieren, wäre eine solche Katastrophe nicht möglich gewesen.

2. Die zweite Dimension der Finanzkrise betrifft die gesellschaftliche Aufgabe der Finanzwirtschaft. Das Leitbild des Ehrbaren Kaufmanns hilft als gesellschaftlicher Stabilisator von zwei Seiten. Der Ehrbare Unternehmer muss dem kurzfristigen Renditedruck mit seinem festen Charakter standhalten können und seine unternehmerische und gesellschaftliche Aufgabe gegenüber einigen Finanzhasardeuren verteidigen. Offensichtlich fand eine dezentrale Selbstkontrolle der Akteure, die ganz ohne staatliche Kontrolle funktionieren würde, nicht bzw. nur oberflächlich statt. Infolgedessen sind globale Institutionen zur Kontrolle der Einhaltung der Ehrbarkeit im Geschäftsleben notwendig und wünschenswert, damit grobe Verstöße Haftungsansprüche nach sich ziehen. Ein vollständiger Ersatz für die Eigenverantwortung Ehrbarer Kaufleute werden sie aber nicht sein können.



Name: Prof. Dr. Joachim Schwalbach
Tel.: +49 (0)171-483 05 31
Name: Dipl.-Kfm. Daniel Klink
Tel.: +49 (0)178- 855 28 73
URL:www.wiwi.hu-berlin.de/im