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Leonid Batkin an der Humboldt-Universität

Russischer Gelehrte und Dissident hält zwei Vorträge

Der bekannte russische Gelehrte und Dissident Prof. Dr. Leonid Batkin wird auf Einladung des  Instituts für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin zwei Vorträge halten. Zur Zeit der Perestroika war Leonid Batkin eine wichtige Figur und politisch wie publizistisch aktiv. Er gehörte zu den engen Mitstreitern des Historikers Juri Afanassjew.


Leonid Batkin
“Einst in der Nähe von Parma…“. Petrarcas Brief an die ‚Nachwelt’
am Montag, 26. Oktober 2009, um 18 Uhr,
Hauptgebäude der Universität, Unter den Linden 6, Raum 2097

sowie am

Donnerstag, 5. November 2009, um 18 Uhr,
Hauptgebäude der Universität, Unter den Linden 6, Raum 3094
über
 Heloises Brief an Abälard. Persönliches Gefühl und Matrix des kulturellen Milieus



Francesco Petrarcas Brief an die Nachwelt ist einer der berühmtesten Texte der europäischen Literatur. Der späte Petrarca (1304-1374), bekannt als Portalfigur des Renaissance-Humanismus, reflektiert sein Leben in einer bisher nicht dagewesenen Weise der Stilisierung des Individuums. Er spielt im Spätwerk Leonid Batkins über die Geschichte des europäischen Individuums eine zentrale Rolle. Dies gilt auch für den einzigartigen Briefwechsel des Philosophen Abälard und seiner Geliebten Heloise aus dem 12. Jahrhundert. In seiner Echtheit umstritten, ist er immer wieder aus der Spannung individuellen Gefühls und gesellschaftlicher Normen interpretiert worden. Leonid  Batkin liest beide Texte in neuer Weise und ordnet sie in das europäische Dauergespräch über das Individuum und seine eigenen Erfahrungen innerhalb der russischen Gesellschaft ein.

Leonid Batkin, Jahrgang 1932, ist langjähriges Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Moskau und zählt zu den eindrucksvollsten Intellektuellen Russlands. Bekanntheit erlangte der Renaissanceforscher vor allem durch sein Buch „Die italienische Renaissance“ (1978). Die späteren Werke Batkins sind noch nicht in eine westliche Sprache übersetzt, beispielsweise seine Bücher über Leonardo da Vinci, den Lyriker Jossif Brodskij und sein jüngstes Werk „Das europäische Individuum allein mit sich selbst“ (2000), das in engem Austausch mit seinem Freund und Weggefährten Aaron J. Gurjevich entstand.

Die erste Veranstaltung wird von den beiden Sonderforschungsbereichen (SFB) 640 Repräsentationen sozialer Ordnungen im Wandel und dem SFB 644 zur Transformation der Antike gemeinsam, der zweite Vortrag vom Berliner Mittelalter-Colloquium ausgerichtet.


Nach der Fachdiskussion besteht die Möglichkeit, Leonid Batkin als Zeitzeugen zu befragen. Die Vertreter der Presse sind herzlich eingeladen.



WEITERE INFORMATIONEN UND INTERVIEWANFRAGEN

Constanze Haase
Humboldt-Universität zu Berlin
PR-Referentin Geistes- und Sozialwissenschaften
Tel.: 030 2093-2090
constanze.haase@uv.hu-berlin.de