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Professor Friedrich Kittler verstorben

Der bedeutende deutsche Medientheoretiker der HU war Begründer der „Berliner Schule“ der Medienwissenschaft


Friedrich Kittler, einer der einflussreichsten und bedeutendsten deutschen Medientheoretiker und Begründer der „Berliner Schule“ der Medienwissenschaft, ist am 18. Oktober 2011 nach langer Krankheit verstorben. Kittler hatte den Lehrstuhl für Ästhetik und Geschichte der Medien an der Humboldt-Universität zu Berlin inne. „Mit ihm verliert die Humboldt-Universität einen Forscher mit internationaler Strahlkraft und einen leidenschaftlichen Lehrer“, betont der Direktor des Instituts für Kulturwissenschaft, Prof. Christian Kassung.

Friedrich Kittler vertrat einen neuen Ansatz der Medientheorie, der ab den 1980er Jahren zunehmend populär wurde und von den technischen Medien ausging, deren Einsatz auf den Horizont der benutzten Kulturtechniken bezogen wurde. Friedrich Kittler wurde 1943 im sächsischen Rochlitz geboren. Er studierte von 1963 bis 1972 Germanistik, Romanistik und Philosophie an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau. 1976 wurde Kittler mit einer Arbeit über den Dichter Conrad Ferdinand Meyer promoviert. Von 1976 bis 1986 arbeitete er als Wissenschaftlicher Assistent am Deutschen Seminar der Universität Freiburg. 1984 wurde er im Bereich der neueren deutschen Literaturgeschichte mit seiner Habilitationsschrift „Aufschreibesysteme 1800–1900“ habilitiert.

Von 1986 bis 1990 war er Leiter des DFG-Projekts „Literatur und Medienanalyse“ in Kassel. 1987 wurde er als Professor für Neugermanistik an die Ruhr-Universität Bochum, 1993 an den Lehrstuhl für Ästhetik und Geschichte der Medien am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin berufen. Im selben Jahr wurde er mit dem Siemens-Medienkunstpreis des Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe für seine Forschungen auf dem Gebiet der Medientheorie ausgezeichnet. Kittler lehrte und forschte mehrere Jahre als Gastprofessor an amerikanischen Universitäten, darunter an der Yale University, der Columbia University (New York), der University of California (Berkeley) und der Stanford University. Friedrich Kittler war stellvertretender Direktor des Hermann von Helmholtz-Zentrums für Kulturtechnik und Mitglied der Forschergruppe „Bild Schrift Zahl“ (DFG).

Zu seinen bahnbrechenden Publikationen zählen u.a. „Aufschreibesysteme 1800/1900“ (1985), „Dichter, Mutter, Kind“ (1991), „Draculas Vermächtnis: Technische Schriften“ (1993), „Eine Kulturgeschichte der Kulturwissenschaft“ (2000), „Optische Medien“ (2002), „Unsterbliche. Nachrufe, Erinnerungen, Geistergespräche“ (2004), „Musik und Mathematik I. Hellas 1: Aphrodite“ (2006), „Musik und Mathematik I. Hellas 2: Eros“ (2009) sowie „Die letzten Tage der Ceausescus. Dokumente, Materialien, Theorie“ (gemeinsam mit Milo Rau, Heinz Bude, Ion Iliescu, Thomas Kunze, Andrei Ujica, 2010).

 

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Constanze Haase
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