Willkommens- und Anerkennungskultur im Sport
Möglichkeiten und Grenzen der Integration durch Sport stehen im Mittelpunkt der Fachtagung „Wissen schaf(f)t Teilhabe – Integration und Sport“, die am 18. Juni 2012 in Berlin stattfindet. Sie ist eine gemeinsame Initiative des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, des Deutschen Olympischen Sportbundes, der Humboldt-Universität zu Berlin, des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen, des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, der Stiftung Mercator sowie der Heinz Nixdorf Stiftung.
Gut 200 Vertreter aus Sportverbänden, Politik und Verwaltung, Integrationsförderung, der Bildungs- und Jugendarbeit sowie aus Sportvereinen nehmen an der hochrangig besetzten Tagung in Berlin teil. Sie wollen vor allem aktuelle fachwissenschaftliche Erkenntnisse und praxisbezogene Erfahrungen zu den Möglichkeiten und Grenzen der gesellschaftlichen Integration und Teilhabe durch Sport diskutieren. Durch das Programm führt die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali.
Grundlage der Tagung sind wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Erfahrungen der letzten Jahre: zum einen aus dem bundesgeförderten Programm „Integration durch Sport“ des Deutschen Olympischen Sportbundes sowie aus dem Projekt „spin – Sport interkulturell“ des Landessportbundes NRW und der Sportjugend NRW, das von der Stiftung Mercator und der Heinz Nixdorf Stiftung gefördert und durch das Jugendministerium NRW und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge unterstützt wird. Zum anderen aus dem Forschungsprojekt „Migrantenorganisationen mit sportbezogenen Handlungsfeldern“, das die Humboldt Universität zu Berlin im Auftrag des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen und gefördert durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge durchgeführt hat. Erstmalig werden im Rahmen der Veranstaltung Ergebnisse aus diesem Projekt der Fachöffentlichkeit vorgestellt. „Pluralität und Dynamik sind aus einer demokratiepolitischen Perspektive wünschenswerte Prozesse moderner Zivilgesellschaften. Insofern sollten auch Freiwilligenorganisationen von und für Personen mit Migrationshintergrund, die sportbezogene Angebote machen, nicht als Spezialfall, sondern als Normalfall der Selbstorganisation in einem demokratischen Gemeinwesen betrachtet werden“, so Prof. Dr. Sebastian Braun, Leiter des Forscherteams der Humboldt-Universität, in seinem Einführungsvortrag.
Das enorme Potenzial, das im Sport für die Förderung von Bildungserfolgen von Kindern und Jugendlichen steckt, unterstrich Winfried Kneip, Leiter des Kompetenzzentrums Bildung der Stiftung Mercator: „Sport ist nach Ansicht der Stiftung Mercator und der Heinz Nixdorf Stiftung ein wesentlicher Bestandteil der Bildungsbiografie von Kindern und Jugendlichen. Er verbindet Menschen unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Herkunft und schafft Raum für Kommunikation und Interaktion. Auf diese Weise kann Sport gerade auch für die Integration junger Menschen mit Migrationshintergrund besonders wirksam sein.”
Aus der Perspektive der Integrationsförderung resümierte Dr. Manfred Schmidt, Präsident des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge: „Gemeinsam müssen wir in Deutschland an einer Willkommens- und Anerkennungskultur arbeiten, die Migrantinnen und Migranten signalisiert: Diese Gesellschaft könnt ihr mitgestalten. Der Sportverein ist ein wichtiger Ort, an dem sich eine solche Willkommens- und Anerkennungskultur mit Leben füllen kann“. Wie dies in der Praxis vor Ort aussehen kann, wird am Nachmittag in fünf Workshops diskutiert. Themen sind hierbei
- Zielgruppen und Beteiligungsformen im Sport
- die Kooperation mit Migrantenorganisationen
- Netzwerkarbeit vor Ort
- die Koppelung von integrativer Sportarbeit und Bildungsförderung
- die Evaluation von integrativen Sportprogrammen und -projekten
Eine kritische Würdigung des bisher Erreichten und die Formulierung von Aufgaben und Strategien für die Zukunft ist Gegenstand der abschließenden Podiumsdiskussion, die mit hochrangigen Vertretern aus Politik und Verwaltung, organisiertem Sport, von Stiftungen und der Wissenschaft besetzt ist. In seiner Auftaktrede sagte Walter Schneeloch, Vizepräsident des Deutschen Olympischen Sportbundes und Präsident des Landessportbundes NRW e.V., hierzu mit Blick auf die Rolle des organisierten Sports „Im Kern geht es uns darum, Integration auf der Grundlage eines neuen Verständnisses von Willkommenskultur als zentrale Querschnittsaufgabe für die weitere Vereinsentwicklung in Deutschland zu begreifen und zu verankern.“
Eine Dokumentation der Tagung wird auf http://www.integration-und-sport.de/ zur Verfügung gestellt.
WEITERE INFORMATIONEN
Herr Dr. Sabastien Braun
Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Sportwissenschaft
Telefon: 030 2093-46022
E-Mail: braun@staff.hu-berlin.de