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„Wir sind eine gute Universität“

Michael Seadle, neuer Konzils-Vorsitzender, schätzt die Forschungsstärke trotz vergleichsweise weniger Ressourcen

Herr Prof. Seadle, herzlichen Glückwunsch zum neuen Amt. Haben Sie sich etwas für Ihre Amtszeit vorgenommen?

Nichts Besonderes, außer dass ich genau darauf achten werde, dass alles glatt läuft, keine formalen Fehler begangen werden, alle Statusgruppen sich fair behandelt fühlen. Es ist vielleicht bekannt, dass ich der Ansicht bin, dass jemand der jünger und Muttersprachler ist, geeigneter wäre als ich.

Befinden wir uns in schwierigen Zeiten? Unser Präsident geht, er hat Reformen angestoßen, die er nicht selbst zu Ende führen wird.

Wenn es eine Zeit wäre, in der wir nichts vorhätten, wäre es eine langweilige Zeit. Nein, ich mache mir keine Sorgen. Ich glaube nicht, dass Prozesse top down ablaufen müssen. Herr Olbertz hat gute Anregungen gegeben. Wir müssen daran weiterarbeiten, beispielsweise an der Governance-Reform. An der Humboldt-Universität wird beispielsweise noch viel auf Papier erledigt. Mit Hilfe der geeigneten Software und veränderten Arbeitsprozessen könnten in der Verwaltung viele Ressourcen gespart werden.

Da sind andere Universitäten sicher schon viel weiter?

Ja, aber ich möchte an dieser Stelle betonen, dass die Humboldt-Universität eine gute Universität ist. Beeindruckend ist, dass wir trotz vergleichsweise weniger Ressourcen international konkurrenzfähig sind. Das ist, was zählt. Das liegt daran, dass wir viele gute Forscherinnen und Forscher haben, die hart arbeiten und klar denken können. Ich finde, viele vergessen oft, wie gut wir sind. Daran ändert auch nichts, dass wir zurzeit einen Präsidenten und einen Vizepräsidenten suchen, die Trennungsrechnung einführen müssen...

Was können Sie uns über die Präsidentenwahl verraten. Wann findet sie statt? Wann erfahren wir mehr über die Kandidaten?

Die Anhörung der Kandidaten wird am 30. Juni stattfinden, eine Woche später die Wahl. Ich hoffe sehr, dass es keine Ein-Listenwahl wird, sondern mindestens zwei Kandidaten gegeneinander antreten. Ich weiß, dass es schwierig ist, gute Kandidaten zu finden, wenn sie wissen, dass die Möglichkeit besteht, nicht gewählt zu werden.

Wie macht man sich auf die Suche nach aussichtsreichen Kandidaten?

Das ist Job des Kuratoriums - so sieht es die HU-Verfassung vor. Wir haben die Option Kandidaten abzulehnen, wenn wir begründete Zweifel daran haben, dass sie gut sind.

Eine Berliner Tageszeitung hat die HU-Wissenschaftlerinnen Gabriele Metzler und Julia von Blumenthal als interne Kandidatinnen in Spiel gebracht. Finden Sie, dass die Führungsetage der HU weiblicher werden sollte?

Hier kann ich ohne Probleme Ja sagen. Ich komme aus einer Familie, in der Frauen in Führungspositionen waren.  Meine Mutter war Grundschulleiterin, meine Stiefmutter Professorin, meine jüdische Großmutter Schauspielerin in Berlin. Alle mussten kämpfen, um ihre Positionen zu bekommen. Heute ist es für Frauen nicht unbedingt anders. Gabriele Metzler und Julia von Blumenthal schätze ich beide und halte beide für sehr fähig für das Amt. Die Hauptsache ist, dass eine Führungsetage effektiv ist. Das heißt auch, dass unsere wirklich guten Frauen eine Chance bekommen sollen, ihre Effektivität zu zeigen.

Über Michael Seadle

Michael Seadle (64) ist seit 2006 Professor für Bibliothekswissenschaft / Schwerpunkt Digitale Bibliothek an der Humboldt-Universität. Er ist Dekan der Philosophischen Fakultät I und Direktor des Instituts für Bibliothekswissenschaften. Der Wissenschaftler aus deutsch-amerikanischem Hause hat einen Doktortitel in Geschichte an der Universität Chicago erlangt und hat später einen Master in Informationswissenschaften an der University of Michigan absolviert. Einen Teil seiner beruflichen Karriere hat er an der Michigan State University verbracht - als Leiter des Digitalen und Multimedia Centrums und als Assistenzdirektor für Informationstechnologie.

Weitere Informationen

www.ibi.hu-berlin.de/de/institut/personen/seadle

Das Konzil

Das Konzil ist das höchste Gremium der Universität. Es wählt auf Vorschlag des Kuratoriums die Mitglieder des Präsidiums, beschließt über die Belange der Verfassung sowie der Wahlordnung und erörtert den jährlichen Rechenschaftsbericht des Präsidiums. Die Aufgaben des Konzils sind in § 8 Verfassung der HU geregelt. Dem Konzil gehören 61 Mitglieder an: die Mitglieder des Akademischen Senats und zusätzlich 18 Hochschullehrerinnen oder Hochschullehrer, sowie je sechs Akademische Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter, sonstige Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter und Studierende. Die Amtszeit beträgt zwei Jahre.

Weitere Informationen über Gremien

https://gremien.hu-berlin.de/de

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