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Berliner Hochschul-Start-ups schaffen 22.000 Arbeitsplätze und erwirtschaften 3 Milliarden Euro

Ergebnisse der zweiten Analyse des Gründungsgeschehens im Umfeld von neun Hochschulen der Metropolregion Berlin belegen erneut die immense Bedeutung von Hochschulausgründungen für die Wirtschaftsregion

Bereits zum zweiten Mal wurden die Ausgründungsaktivitäten von insgesamt neun Hochschulen systematisch und einheitlich im Rahmen einer hochschulübergreifenden Befragung erfasst. 745 Unternehmen, die aus den Hochschulen heraus gegründet wurden, haben an der Umfrage teilgenommen. Insbesondere bezogen auf die Anzahl der geschaffenen Arbeitsplätze sowie auf den erwirtschafteten Umsatz sind die Ergebnisse beeindruckend: In 653 gegründeten Unternehmen wurden 2015 rund 22.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

Der Gesamtumsatz bei 605 erfassten Unternehmen, die sich in der Befragung zu ihrem Umsatz äußerten, lag in 2015 bei etwa 3 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Die Grundfinanzierung der staatlichen Hochschulen durch den Senat von Berlin liegt bei ca. 1,7 Milliarden Euro pro Jahr. Erfreulich ist auch der hohe Anteil der Unternehmen, die in der Region verwurzelt sind: 85 Prozent der befragten Unternehmen gründeten in Berlin-Brandenburg. Ein Blick auf die Branchen zeigt: In 61 Prozent der erfassten Gründungen stehen wissensintensive Beratung, kreative sowie IKT-Dienstleistungen im Fokus. Bemerkenswert außerdem: an 50 Prozent aller Gründungen sind Frauen beteiligt.

Bei der Präsentation der Studie am 19. Dezember 2016 an der TU Berlin betonte Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin und zuständig für das Ressort Wissenschaft und Forschung: „Die Hochschulen sind eine der wichtigen Motoren in der Gründungsmetropole Berlin. Die Hochschulen engagieren sich mit Unterstützung des Senats seit vielen Jahren für das Thema Gründungsförderung. Die Früchte dieser Arbeit lassen sich mit den Zahlen der Gründungsumfrage 2016 belegen: Die Gründungsförderung an Hochschulen bringt gewinnbringende Effekte für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt in der Metropolregion Berlin. Diese bereits etablierten Konzepte zeigen, wie weiterhin die innovativen Ideen von morgen aus den Hörsälen und Laboren gewinnbringend für die Gesellschaft nutzbar gemacht werden können.“

Trendthemen Digitalisierung, Zusammenarbeit mit der Industrie und Internationalität

  • Digitale Wirtschaft: Ein hoher Anteil der befragten Hochschul-Start-ups, nämlich 43 Prozent, fühlen sich der digitalen Wirtschaft zugehörig. Dabei verorten sich zwei Drittel davon im Kernbereich, vor allem im Segment Applikationen und Services. Im Vergleich zu Erhebungen wie z.B. dem „KfW-Gründungsmonitor 2016“ mit 21 Prozent, wird deutlich, dass die Hochschul-Start-ups gewinnbringend für die Digitalisierungsstrategie des Landes Berlin sind. (Anmerkung: Der KfW-Gründungsmonitor, der von der KfW Bankengruppe durchgeführt wird, basiert auf den Angaben von 50.000 zufällig ausgewählten, in Deutschland ansässigen Personen, die jährlich im Rahmen einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung interviewt werden. Für die Identifikation von Gründern wird dabei eine breite Gründungsdefinition zu Grunde gelegt, die voll- wie nebenerwerbliche, freiberufliche wie gewerbliche Existenzgründungen abdeckt.)
  • Zusammenarbeit mit der Industrie: Industrieunternehmen spielen eine wichtige Rolle für Hochschul-Start-ups, für fast zwei Drittel sind sie Kunden und jeweils für je 30 Prozent Kooperationspartner oder Zulieferer. Als Erfolgsfaktoren für eine gute Zusammenarbeit werden vor allem persönliche Beziehungen, Erfahrungen in der Industrie sowie Kompetenz genannt.
  • Internationalisierung: 30 Prozent der Start-ups sind hauptsächlich auf internationalen Märkten aktiv. Ein Fünftel der Gründungsteams ist international aufgestellt. Die international aufgestellten Gründungsteams agieren auch überwiegend auf internationalen Märkten.

Trendthemen Finanzierung, Förderung und Teamgründung

  • Finanzierung: Die Hochschul-Start-ups haben vorwiegend bei der externen Finanzierung auf Beteiligungskapital (64 Prozent) zurückgegriffen gefolgt von Bankdarlehen (40 Prozent). Vergleichsstudien wie beispielsweise  der KfW-Gründungsmonitor 2016 geben mit nur sechs Prozent deutlich geringer Zahlen für Beteiligungskapital an. Ein Zeichen dafür, dass die Geschäftsmodelle und -ideen der Hochschul-Start-ups für Investoren besonders gewinnbringend zu sein scheinen.
  •  Förderung: 44 Prozent der teilnehmenden Unternehmen haben im Gründungsprozess wertvolle Unterstützung durch die Hochschulen erfahren. 37 Prozent gaben an, für ihre Unternehmensgründung Fördermittel erhalten zu haben. Das stellt einmal mehr die Bedeutung der Gründungszentren an Hochschulen heraus. Bei den Fördermitteln wurden insbesondere das EXIST-Gründerstipendium des BMWi sowie Programme der Investitionsbanken in Berlin und Brandenburg genannt.
  • Teamgründung: Die Komplexität der innovativen Geschäftsideen bei Hochschul-Start-ups erfordert Gründungsteams mit einer Vielzahl an Kompetenzen. Dies wird dadurch deutlich, dass etwas mehr als Zweidrittel (67 Prozent) der Gründungsaktivitäten im Hochschulumfeld in Teams vollzogen wird. Im Durchschnitt bestehen die Gründungsteams aus 2,5 Personen. Im Vergleich dazu gibt der KfW-Gründungsmonitor 2016 an, dass lediglich 21 Prozent der Gründungen im Team erfolgen. 

Unterstützung in der Hochschule: Die Bedeutung von Hochschul-Inkubatoren

  • Unterstützung: Die Ergebnisse der Umfrage zeigen auch die Rolle der Hochschul-Inkubatoren: 69 Prozent der Unternehmen wurden in den vergangenen zehn Jahren gegründet, davon 45 Prozent alleine seit 2011. Seit den letzten zehn Jahren engagieren sich die Hochschulen verstärkt für die Entstehung einer Gründungskultur und unterstützen Start-ups mit verschiedenen Formaten bei der Gründung eines Unternehmens.
  • Kontakt zur Hochschule: 44 Prozent der gegründeten Unternehmen pflegen weiterhin Kontakt zu ihrer Alma Mater oder kooperieren mit dieser.
  • Erfahrung teilen: 66 Prozent der befragten Start-ups möchten gerne ihre Erfahrungen an die junge Gründergeneration weitergeben z.B. in Form von Mentoring, Unterstützung bei der Geschäftsmodellentwicklung oder als Investor.  

Die Umfrage: 9 Hochschulen, 45 Fragen, 745 Unternehmen

An der Gründungsbefragung beteiligten sich neun Hochschulen aus Berlin und Brandenburg: Die Beuth Hochschule für Technik Berlin, die Fachhochschule Potsdam, die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin, die Freie Universität Berlin, die Universität der Künste Berlin, die Universität Potsdam sowie die Technische Universität Berlin. Die Studie wurden vom Centre for Entrepreneurship (CfE) der TU Berlin koordiniert. Unterstützt wurde die Umfrage durch Mittel des Landes Berlin. Mittels eines einheitlichen Fragebogens wurden die relevanten Kennzahlen der gegründeten Unternehmen erhoben und ausgewertet. 745 Unternehmen beantworteten 45 Fragen.

Anlässlich der Präsentation der Ergebnisse der Gründungsbefragung stellten folgende neun Start-ups aus den unterschiedlichen Hochschulen ihre Ideen und Konzepte auf der Gründungsallee im Lichthof des TU-Hauptgebäudes vor: VEIT (UdK Berlin), Cellbricks (TU Berlin), ALLVR (HWR Berlin), iCombine UG (HTW Berlin), Erdforscher Labor (FU Berlin), Green me Berlin GmbH / GreenLab (HU Berlin), Institut für Spielanalyse GmbH (Universität Potsdam), studio-afs (FH Potsdam), Calimoto GmbH (Beuth Hochschule für Technik Berlin).

Umfrage 2014

In der ersten hochschulweiten Befragung im Jahr 2014, an der insgesamt zehn Hochschulen beteiligt waren, gaben 721 Unternehmen an, dass sie 2013 rund 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigten. Bei 690 Unternehmen, die sich damals in der Befragung zu ihrem Umsatz äußerten, lag der Gesamtumsatz bei rund 1,7 Milliarden Euro. Da jedoch an der aktuellen Studie teilweise andere Unternehmen beteiligt gewesen sind, lassen sich die Zahlen der beiden Studien nicht miteinander vergleichen.

Weitere Informationen

Ergebnisse der Gründungsumfrage 2016

Pressekontakt

Hans-Christoph Keller
Sprecher Humboldt-Universität zu Berlin
Leiter Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 030 2093-2946
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