„Antitext“ – Ausstellung des Literaturmuseums Charkiw an der Humboldt-Universität
Die Grafikausstellung „Antitext“ thematisiert die Auswirkungen der repressiven sowjetischen Politik auf die ukrainische Literatur und Kultur sowie die Folgen des aktuellen russischen Angriffskriegs. Die Ausstellung wird am 20. Mai 2025 um 18 Uhr von Prof. Dr. Julia von Blumenthal, Präsidentin der Humboldt-Universität (HU), sowie Prof. Dr. Susanne Frank, Direktorin des Instituts für Slawistik und Hungarologie der HU, eröffnet. Die Kuratorin der Ausstellung, Tatiana Igoshiyna, hält den Eröffnungsvortrag. „Antitext“ wird bis zum 5. Juni 2025 im Foyer des Hauptgebäudes der HU, Unter den Linden 6, 10117 Berlin, gezeigt.
Das Erbe der ukrainischen Literatur sichtbar machen
Die Literaturpolitik der Sowjetunion hat im 20. Jahrhundert eine freie Entwicklung der literarischen Moderne in der Ukraine verhindert. Ukrainische Autor*innen wurden über Jahrzehnte politisch verfolgt und unterdrückt. Ihre Werke wurden zensiert, nicht publiziert und zum Teil in speziellen Archiven versteckt. Damit waren sie nicht nur der Öffentlichkeit nicht zugänglich, sondern es wurden auch die nationale Kanonbildung sowie die internationale Rezeption der ukrainischen Literatur verhindert. Die sowjetische Literaturpolitik war darauf ausgerichtet, die ukrainische Kultur als provinziell und der russischen Kultur untergeordnet darzustellen.
„Antitext“ wirft die Frage auf, welche Auswirkungen der zeitweise Verlust der Texte und die Verzerrung des Kanons auf das kulturelle Gedächtnis, die ukrainische Identität und die Sichtbarkeit der ukrainischen Kultur in der Welt hatte und bis heute haben. Auf der Basis von Archivbeständen präsentiert die Ausstellung die Umrisse eines Gegenkanons und macht ihn als echtes Erbe der ukrainischen Literatur sichtbar.
Auf einen Blick
Wann: 20. Mai bis 5. Juni 2025, Montag bis Freitag von 8 bis 19 Uhr, Samstag von 8 Uhr bis 18 Uhr
Eröffnung: Dienstag, 20. Mai 2025, 18Uhr
Wo: Foyer des Hauptgebäudes der Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 10117 Berlin
Der Eintritt ist frei.
Literaturmuseum Charkiw
Das Museum entstand 1988 vor dem Hintergrund maßgeblicher politischer und kultureller Umwälzungen. 1991 erlangte die Ukraine staatliche Unabhängigkeit. Es begann ein Prozess der Rekonstruktion der durch die sowjetische Zensur zerstörten Kultur und ihrer Erforschung aus ukrainischer Perspektive. Das Museum begann literarische Artefakte zu sammeln, die in der Sowjetunion bis dato verboten waren, sowie Informationen über Texte, die mutmaßlich für immer verloren waren.
Die Exponate in der Ausstellung
Aufgrund der ständigen russischen Bombardements im derzeitigen Krieg hat das Literaturmuseum Charkiw den wertvollsten Teil seiner Sammlung, Bücher, Dokumente und Manuskripte, die von der sowjetischen Zensur verboten worden waren, evakuiert. In der Ausstellung sind daher keine klassischen Museumsexponate zu sehen, sondern Abbildungen dieser Dokumente und informative Kommentare zu den Archiven und Sammlungen.
Weitere Informationen
Webseite des Literaturmuseums Charkiw
Facebookseite des Literaturmuseums Charkiw
Englischsprachige Projektseite zur Ausstellung „Erasure of Word“
Kontakt
Prof. Dr. Susanne Frank
Institut für Slawistik und Hungarologie der Humboldt-Universität zu Berlin
E-Mail: susanne.frank@hu-berlin.de
Tetiana Igoshyna
Projektkuratorin
Literaturmuseum Charkiw
Tel.: +380 95 4231007
E-Mail: litmuzey@ukr.net
(Kontaktsprache: Englisch)