Musawwarat es Sufra

Auf einen Blick

Laufzeit
10/2016  – 09/2020
DFG-Fachsystematik

Geistes- und Sozialwissenschaften

Förderung durch

Sonstige internationale Geldgeber

Projektbeschreibung

Seit 1960 arbeitet die Humboldt-Universität zu Berlin am archäologischen Ort Musawwarat es-Sufra im Sudan, einem der wichtigsten Sakralorte des antiken Reichs von Kusch. Das Tal von Musawwarat, das ca. 25km vom Nil entfernt im Hinterland liegt, umfasst zahlreiche Tempel und Schreine, den labyrinthartigen Baukomplex der Großen Anlage, eine Wohnanlage mit Repräsentationscharakter, monumentale Wasserbecken, sowie Werkplätze und Steinbrüche. Möglicherweise war dieses singuläre Ensemble von Bauten der Hauptkultort des einheimischen löwenköpfigen Gottes Apedemak.
Die langjährigen Arbeiten der Humboldt-Universität umfassten neben umfangreichen Ausgrabungen und weiteren Forschungen den Wiederaufbau des sogenannten Löwentempels, zahlreiche Maßnahmen im Bereich der Konservierung und Restaurierung sowie die Errichtung eines On-Site Museums. Zusammen mit den Nachbarstätten Naga und Meroe wurde Musawwarat im Jahre 2011 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes als ‚Archaeological Sites of the Island of Meroe‘ eingeschrieben.
Die im Rahmen des Qatar-Sudan Archaeological Project (QSAP) finanzierten Arbeiten zwischen 2016 und 2020 umfassten umfangreiche Maßnahmen im Bereich des Site Managements und hatten den Erhalt und die Präsentation des Ortes zum Anliegen. Auf der Basis eines neu entwickelten Konservierungsplanes widmeten sich Maßnahmen des Kulturerhalts den am stärksten von Touristen frequentierten archäologischen Monumenten und Besucherrouten. Zudem wurden ein Besucherleitsystems mit einer Warn-, Hinweis- und Informationsbeschilderung und ein neues Ausstellungskonzept für das Musawwarat Site Museum entwickelt. Das Präsentations- und Schutzkonzept für Musawwarat ordnet sich insgesamt in ein 2017 erstelltes Gesamtkonzept für die nachhaltige touristische Entwicklung des UNESCO-Weltkulturerbeortes ein.
Neben der Erstellung eines neuen Vermessungssystems und eines Geographic Information System (GIS), das räumliche Daten für Musawwarat erstmals zusammenführt, wurden die Bauten und die einzigartige Architekturdekoration des Ortes systematisch dreidimensional durch 3D-Scanning und Photogrammetrie (neu) dokumentiert. Forschungen wurden in enger Verschränkung mit den Kulturerhaltungsmaßnahmen durchgeführt. Sie widmeten sich unter anderem dem Löwentempel von Musawwarat und seinem heiligen Bezirk sowie der Zentralterrasse der Großen Anlage mit ihren einzigartigen dekorierten Säulen. Zusätzlich wurden u.a. zahlreiche Graffiti in meroitischer Kursive untersucht, die zu den ersten Belegen dieser frühen sub-Saharischen Schrift zählen.
Alle Arbeiten der Humboldt-Universität in Musawwarat werden in enger Kooperation mit der sudanesischen Antikenbehörde, der National Corporation for Antiquities and Museums (NCAM), durchgeführt.