Volkskunde in der Metropole. Die Produktion kultureller Wissensformate und das volkskundliche Wissensmilieu in Berlin (1900-1945)
Auf einen Blick
DFG Sachbeihilfe
![]()
Projektbeschreibung
Das Projekt beschäftigt sich mit den komplexen Wechselbeziehungen und Wirkungsverhält-nissen von Metropole, volkskundlich-ethnografischem Wissen und sozialen Akteuren im spezifischen Kontext Berlins zwischen 1900 und 1945. Berlin, dieses Labor moderner und ur-baner Kulturen zum Beginn des 20. Jahrhunderts, erscheint zunächst als ein atypischer Ort volkskundlicher Disziplinbildung. Gleichwohl bot Berlin als Bühne der Neuverhandlung von Kultur- und Gesellschaftsentwürfen auch der Volkskunde besonders attraktive Thematisierungs-, Institutionalisierungs- und Präsentationsmöglichkeiten ihrer Stoffe an. Gerade hier konnte die Volkskunde nachhaltig in gesellschaftliche Selbstbeschreibungsprozesse eingrei-fen und mit ihren modernen Dokumentations-, Repräsentations- und Formatierungspraxen nicht nur regionale und nationale, sondern auch urbane Identitätspolitiken mitgestalten. Vor diesem Hintergrund erweitert das Projekt bisherige Fachgeschichten zum Verhältnis von Volkskunde und Stadt durch eine dezidiert wissensgeschichtliche Perspektive: Mit Hilfe des Wissensmilieu- und des Formatbegriffs werden Aufschlüsse darüber gesucht, wie sich volkskundliche Akteure und volkskundliches Wissen in der synchronen wie in der diachronen Perspektive in urbanen Kontexten bewegten und welchen Resonanzraum dieses Wissen dort erfuhr. Dazu nehmen zwei Fallstudien charakteristische Schnittstellen des Berliner volkskundlichen Wissensmilieus mit anderen gesellschaftlichen Bereichen, Akteuren und Praxen in den Blick: Am Beispiel der Themenfelder Tracht und Haus wird untersucht, wie sich die urbanen Aktionsräume des volkskundlichen Wissensmilieus gestalteten, in welchen Wissensformaten sich volkskundliches Wissen ausbreitete und inwiefern es dabei Geltung und Wirkung erlangte als Beitrag zu urbanem Habitus und Habitat .