Presseportal

Wissenschaft im Sauriersaal

Was Wissenschaft für Berlins Zukunft tun kann: Rede von Sebastian Turner

Nachts im Museum wird es spannend. Im Berliner Museum für Naturkunde verlassen die Exponate zwar nicht ihre Standorte wie in der Filmkomödie mit Ben Stiller, aber die Besucher werden zum Staunen, Lachen und Nachdenken angeregt. Denn am 8. Januar startete die Veranstaltungsreihe „Wissenschaft im Sauriersaal“, in der an acht Abenden bis zum Ende des Jahres viele wissenschaftliche und Wissenschaft betreffende Fragen diskutiert werden.

Sebastian Turner: Berlin als Hauptstadt der Digitalisierung

Erster Gast im prall gefüllten Sauriersaal war kein Forscher, aber jemand, der schon einiges ins Rollen gebracht hat in Sachen Wissenschaft. Sebastian Turner, Mitherausgeber des Tagesspiegels, sprach in einem streckenweise launigen Vortrag zum Thema „Was Wissenschaft für Berlins Zukunft tun kann“. Er plädiert dafür – das ist bekannt – Berlin zur Hauptstadt der Digitalisierung zu machen – nicht über Großsubventionen für Unternehmen, sondern indem junge Talente an Berlins Hochschulen gelockt werden. Ihnen sollen Unternehmensgründungen und etablierte Unternehmen folgen – wie es sich bereits in der Gesundheits- oder Kunstbranche abgespielt hat. Der Vorschlag wurde von der Berliner Politik freudig aufgenommen, die ersten IT-Professuren wurden bereits eingerichtet.

Nach dem Rückblick auf bereits Initiiertes wurde es politisch. Turner warnte vor den geistigen Entwicklungen in Deutschland sowie in vielen anderen europäischen Ländern und den USA. Grundlage von Forschung sei Freiheit für Andersdenkende.

"Verständlichkeit ist eine Bringschuld der Wissenschaft für die Gesellschaft"

„Wir sehen die bedrückende Entwicklung, dass wachsende Bevölkerungsgruppen den gesellschaftlichen Grundkonsens – Toleranz gegenüber Andersdenkenden – nicht mehr mittragen.“ Noch rufe man in Dresden nicht „Lügenwissenschaftler“ und trage keine Galgen mit eigensinnigen Spitzenforschern vor sich her. Eines sei aber klar, die Wissenschaft könne nicht so tun, als sei es eine Entwicklung, die ihr nichts anhaben könne. „Je verständlicher Wissenschaftlicher sich erklären, desto mehr impfen sie die Gesellschaft gegen Ungeist und gewinnen sie für Andersdenkende“, betonte Turner. Verständlichkeit sei eine Bringschuld der Wissenschaft für die Gesellschaft, wenn diese sie weiter ermöglichen soll.

Im Humboldt-Forum ins Gespräch kommen

Ein Ort, wo die Wissenschaft für sich und die Zukunft Berlins etwas tun kann, ist, so Turner, das Humboldt-Forum. In Berlin werde nicht die eigene, sondern die kulturelle Leistung der Welt gefeiert. Eine hervorragende Idee. „Wenn sich in dem Schloss die ganze Welt verstehen soll, wäre es naheliegend mit der Welt, die heute schon in Berlin ist, zu beginnen.“ Das Schloss sei ein willkommener Anlass etwas an der Segregation der Stadt zu ändern und mit Bürgern anderer Nationen in Kontakt zu kommen. Berliner aller Herkünfte sollten sich treffen und so weltgemischt werden, wie das Schloss es werden soll. „Ich weiß, dass es enorme Kraft kosten wird, Menschen, die nebeneinander her leben, ins Gespräch zu bringen, wir werden dabei aber alle viele Entdeckungen machen und auch Anregungen für das Schloss finden.“

Text: Ljiljana Nikolic

"Wissenschaft im Sauriersaal" ist eine Veranstaltung der Humboldt-Universität, des Museums für Naturkunde und der Schering Stiftung.

Weitere Informationen

Die nächste Veranstaltung am 12. Februar 2016 ist leider ausgebucht. Sie wird aufgezeichnet und ist demnächst auf Youtube abrufbar.