HU-Podcast: „Die Bedürfnisse der jungen Menschen wurden nicht berücksichtigt“
Zu Beginn der Pandemie waren gerade junge Menschen angehalten, auf Kontakte und ihr Sozialleben zu verzichten, um Vulnerable und vor allem alte Menschen zu schützen.
Nun, wo Privilegien für Geimpfte ausgehandelt werden, es für Jugendliche noch immer keinen Impfstoff gibt, sieht die Soziologin Prof. Talja Blokland das Solidaritätsgefühl stark gefährdet. Die Politik habe sich sehr auf funktionale Familien und Bessersituierte fokussiert, sagt Prof. Blokland im Podcast Humboldt Hören. „Junge Menschen leben meist auf kleinem Wohnraum, sie sind ganz anders angewiesen auf soziale Kontakte als Ältere.
Mit 40 Jahren haben die meisten feste Freundschaften und Beziehungen, auf die sie zurückgreifen können. Ein 20jähriger hat die nicht unbedingt“, sagt Blokland. Für ältere Menschen sei es nicht so schwer gewesen, anstelle eines Restaurantbesuchs mit dem Freund, der Freundin eben spazieren zu gehen. Junge Leute, die zuhause beengt wohnen, die noch keine festen Freundschaftsgefüge haben, seien von den Kontaktbeschränkungen derart stark betroffen gewesen, dass für sie die Rückkehr zu einem Sozialleben ungleich dringlicher sei.
Die medialen Vorwürfe gegenüber Jugendlichen, die trotz Beschränkungen heimlich Partys gefeiert hätten, findet Talja Blokland ungerecht: „Viel interessanter ist doch die Frage: warum treffen sich Leute zu fünft überhaupt, wenn das verboten ist?“ Darüber, wie Berliner und Berlinerinnen mit dem Lockdown umgegangen sind spricht Talja Blokland in der 22. Folge mit der Radiojournalistin Cora Knoblauch.
Die Podcastfolge „Die Bedürfnisse der jungen Menschen wurden nicht berücksichtigt“ hören Sie auf der Podcast-Seite der HU. Dort finden sich auch alle bisherigen Themen von „Licht, Atomen und Geheimdiensten“ bis zur „Persönlichkeit unserer Nervenzellen“.
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Der HU-Podcast „Humboldt hören“ bringt die Hörerinnen und Hörer in Kontakt mit den Forschenden der HU. Die Radiojournalistin Cora Knoblauch führt die Gespräche an den Orten, die für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wichtig sind und an denen sie anschaulich machen können, worum es ihnen mit ihrer Forschung geht.
Weitere Informationen
Am 1. Juni wurde in der Hochschulambulanz der HU eine Spezialambulanz für Kinder, Jugendliche und Familien errichtet. Leiterin Prof. Julia Asbrand hat im Interview mit radioeins darüber gesprochen.
- HU-Podcast: „Das Glas läuft schnell über“: Ein Gespräch mit HU-Professorin Julia Asbrand über die Auslastungen von Familien und den Druck auf Kinder und Jugendliche durch die Corona-Pandemie.
Kontakt
Hans-Christoph Keller
Pressesprecher der Humboldt-Universität zu Berlin
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