Ausstellung: Thronfolger – Replikenwissen
Auf einen Blick
Projektbeschreibung
Forschungs- und Ausstellungsprojekt des Helmholtz-Zentrums für Kulturtechnik/Tieranatomisches Theater (Prof. Wolfgang Schäffner, Felix Sattler), dem Winckelmann-Institut an der Humboldt-Universität (Fellow-Mentorin Prof. Susanne Muth) und dem Basisprojekt „Mobile Objekte“ (Leitung: Prof. Anke te Heesen) am Exzellenzcluster „Bild Wissen Gestaltung“
Im April 1900 gräbt der britische Archäologe Arthur Evans in Knossos auf Kreta ein Sitzmöbel aus Alabaster aus. Der „Thron“ imitiert augenscheinlich einen Holzstuhl, weswegen Evans eine Kopie aus Holz anfertigen lässt und dem Thron vor Ort zur Seite stellt. Aus dieser speziellen Verkettung von Vorbildern und Materialien entwickelt sich eine Geschichte der Verbreitung zahlreicher Repliken in unterschiedlichste Sammlungen und Kontexte.
Als Beitrag zu den „Gift of Nations“ schenkt die Regierung Griechenlands dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag 1913 eine Kopie aus Marmor, wo sie bis heute als „Thron von Minos. König von Knossos und Richter“ mit einem Mythos der Rechtsgeschichte verknüpft präsentiert wird. In den 1960er Jahren reist eine Nachbildung aus Holz in der BBC-Kultserie „Dr. Who“ durch Zeit und Raum.
Ausgangspunkt des Forschungs- und Ausstellungsprojekts ist der Gipsabguss des Throns von Knossos in der Archäologischen Sammlung der Humboldt-Universität zu Berlin, von wo aus das Projekt internationale Netzwerke der Anfertigung, Distribution und Bedeutungsaufladungen der zahlreichen Repliken nachvollzieht. Es ergeben sich Geschichten über Holz, Gips und Marmor, über Verbreitungen in Museen in Europa und Nordamerika, über Antikenvorstellungen anhand von Objekten und ihren Repliken, über die Firma Gilliéron und die Produktion und kommerzielle Verbreitung von Kopien bis in den Kulturbetrieb hinein.
Mit dem Fokus auf die Eigenschaften von Repliken als spezifische Objektkategorie wird eine Perspektivänderung von der Vermittlung der Antike hin zu einer Ausstellung über die archäologische Wissenspraxis und die Geschichte der Repräsentation erreicht. Das Bewusstsein für die Mobilität und Differenz von Objekten/Repliken steht im Mittelpunkt, statt der Ursprungsnähe bzw. Originaltreue (u.a. kam bereits das Holz für Evans frühe Rekonstruktionen in Knossos aus Skandinavien).
Mit der Präsentation der Ausstellung im Tieranatomischen Theater wird ein interdisziplinärer Ansatz verfolgt (s.u. „Kooperationspartner“ und Anhang „Institutionenprofil Ausstellungsort“). Ein wichtiger Bestandteil des Projekts „Thronfolger“ ist die Zusammenarbeit mit Künstler*innen und Gestalter*innen, mit der innovative Vermittlungsformen erprobt werden: u.a. wird für die Auseinandersetzung mit der Thronreplik des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag mit einer/-m Gerichtszeichner*in zusammen gearbeitet, um ein für den Kontext der Präsentation der Replik spezifisches künstlerisches Medium zu nutzen.
Das Projekt ist eine Kooperation zwischen Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik/Tieranatomisches Theater (Antragsteller Prof. Wolfgang Schäffner, Felix Sattler), dem Winckelmann-Institut an der Humboldt-Universität (Fellow-Mentorin Prof. Susanne Muth) und dem Basisprojekt „Mobile Objekte“ (Leitung: Prof. Anke te Heesen) am Exzellenzcluster „Bild Wissen Gestaltung“. Die Ausstellung ist eine Idee von Felix Sattler (Kurator Tieranatomisches Theater) und wird von ihm im Kuratorenteam mit dem*der Fellow durchgeführt.
