Das bedingungslose Grundeinkommen und seine normativen Grundierungen. Kontexte – Modelle – Debatten
Auf einen Blick
Religionswissenschaft und Judaistik
Evangelische Theologie
DFG Sachbeihilfe
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Projektbeschreibung
Konzepte für ein bedingungsloses Grundeinkommen haben angesichts der Dynamisierung der Arbeitsgesellschaft durch digitalen Wandel und Flexibilisierungen von Arbeitsverhältnissen ebenso wie vor dem Hintergrund der CoVid19-Krise und nicht zuletzt forciert durch zivilgesellschaftliche Initiativen auch im deutschsprachigen Raum in öffentlichen Diskursen (wieder) an Aktualität gewonnen. Zudem spielt das BGE eine zunehmend wichtige Rolle in Debatten zur Überwindung von Armut im globalen Süden. Da die praktische Bewährung von Konzepten eines bedingungslosen Grundeinkommens – bis auf wenige Pilotprojekte – faktisch aussteht, vorliegende Entwürfe sich hinsichtlich ihrer normativen Grundierungen und sozialpolitischen Parameter erheblich unterscheiden und sich damit eine disparate Beurteilungslage ergibt, stellt auch die wissenschaftliche Erörterung des Verständnisses der Normativität von BGE-Modellen in ihren sozialpolitischen Kontexten weitgehend ein Desiderat dar. Auch im Kontext christlicher Sozialethik besteht bisher eine Forschungslücke, zumal sich gerade die protestantische Ethik in der Folge der Aufwertung des Berufsbegriffs in der Regel als Impulsgeberin für ein striktes Arbeitsethos verstand und das Verhältnis zu einem BGE besonders umstritten ist. Auch wissenschaftliche Netzwerke, die sich mit dem Grundeinkommen beschäftigen, partizipieren an der politischen Strittigkeit des Grundeinkommens und oszillieren damit zwischen Aktivismus und wissenschaftlicher Reflexion. Das Projekt verfolgt daher eine zweiteilige Forschungsfrage: 1. Welche expliziten wie impliziten normativen Begründungen eines bedingungslosen Grundeinkommens lassen sich aufweisen, in welchen Kontexten und mit welcher Ausprägung? 2. Und: Welche Typologien lassen sich entwickeln, um anhand von Historisierung und Kontextualisierung Debatten um das bedingungslose Grundeinkommen zu strukturieren und grundlegende Normativitäten vergleichend zu systematisieren? Untersucht werden Modelle und Diskurse hinsichtlich ihrer normativen Grundierungen. Sie sollen unter Einbezug anthropologischer, gerechtigkeitstheoretischer, nachhaltigkeitsorientierter und intersektionaler Gender-Perspektiven systematisiert und ihre Typologien auch in historischer Perspektive kategorisiert werden. Wichtige Materialgrundlage sind dabei auch Online-Diskurse in sozialen Medien, die zunehmend als wichtige öffentliche Plattformen der Diskussion dieser Fragen fungieren. Eine komparative Perspektive, die die Plausibilität im Kontextvergleich prüft, eröffnet sich durch Kooperation mit Partner:innen im globalen Süden. Hier kommen mit Namibia und Südafrika exemplarisch Länder in den Blick, in denen eine intensive Debatte über Grundeinkommensmodelle vorliegt. Im Ergebnis wird die Erarbeitung eines systematisierenden Überblicks über die normativen Grundierungen der Modelle und Typologien des BGE, der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurse in diesem Feld sowie eine kontextsensible normative Kriteriologie angestrebt.
Beteiligte Einrichtungen
Systematische Theologie mit Schwerpunkt Ethik und Hermeneutik
Anschrift
Institutsgebäude, Burgstraße 26, 10178 BerlinAllgemeiner KontaktTel.: 030 2093-91830