Die Aufdeckung universeller und kultureller Ursprünge musikinduzierter Affekte

Auf einen Blick

Laufzeit
08/2025  – 02/2029
DFG-Fachsystematik

Musikwissenschaften

Förderung durch

Sonstige internationale Geldgeber

Projektbeschreibung

Dieses Projekt untersucht, wie Emotionen in Musik über Kulturen hinweg ausgedrückt, wahrgenommen und verstanden werden. Es stützt sich auf kognitive Ethnomusikologie, Psychologie und Kulturanthropologie, stellt die Annahme infrage, dass musikalische Emotionen universell verständlich seien, und erforscht das Zusammenspiel von kultureller Kodierung und kognitiver Dekodierung in der emotionalen Musikwahrnehmung. Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie interpretieren Hörer:innen aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten Emotionen in Musik, die nicht ihrer eigenen Tradition entstammt? Diese Frage ist besonders relevant in einer globalisierten Welt, in der Musik ihren ursprünglichen kulturellen Rahmen oft überschreitet und als Medium für interkulturellen Dialog, Identitätsverhandlung und emotionalen Ausdruck dient. Das Vorhaben gliedert sich in drei Phasen. Zunächst werden Audio-Stimuli mit Musiker:innen und Hörer:innen aus kontrastierenden Musikkulturen – darunter westlich-klassische, ostasiatische und indigene Traditionen – erprobt, um zu erfassen, wie Emotionen in Musik erlebt werden. Tiefeninterviews zeigen ergänzend auf, wie emotionaler Ausdruck kulturell gerahmt und bewertet wird. Die zweite Phase umfasst empirische Methoden, darunter verhaltensbezogene Experimente und psychoakustische Analysen an Feldforschungsorten weltweit. Teilnehmende aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen hören ausgewählte Musikbeispiele und berichten über die wahrgenommenen Emotionen. Dabei werden Variablen wie musikalische Ausbildung, Sprache und kulturelle Prägung kontrolliert, um belastbare interkulturelle Vergleiche zu ermöglichen. So entstehen Datensätze zu Wahrnehmungsmustern und deren Zusammenhang mit Merkmalen wie Tempo, Modus, Klangfarbe und Verzierung. In der dritten Phase werden die Ergebnisse zu einem theoretischen Modell transkultureller Emotionen in der Musik zusammengeführt. Es beschreibt, wie kulturelle Schemata, Wahrnehmungsbedingungen und individuelle Erfahrung emotionale Interpretation prägen. Dabei fließen aktuelle Ansätze der Emotionsforschung ein, insbesondere die Appraisal-Theorie und enaktive Kognition.
Das Projekt verbindet kognitive und ethnografische Methoden in einem interdisziplinären Zugang zu einem oft getrennt behandelten Thema. Die Ergebnisse sind für Musikologie, Psychologie und interkulturelle Kommunikation relevant. Geplant sind wissenschaftliche Publikationen, öffentliche Workshops und eine digitale Plattform, die emotionale Reaktionen auf Musik aus verschiedenen Kulturen sichtbar macht. Ziel ist ein vertieftes Verständnis menschlicher Emotionalität und ein Beitrag zu Empathie und Dialog durch Kunst.

Projektleitung

Beteiligte Personen

Beteiligte Einrichtungen