Kartellbildung und Kartellstabilität - Experimentelle Untersuchung der Kronzeugenregel mit offener Kommunikation

Auf einen Blick

Laufzeit
03/2020  – 12/2022
DFG-Fachsystematik

Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre

Förderung durch

DFG Sachbeihilfe DFG Sachbeihilfe

Projektbeschreibung

Die Verfolgung von Kartellen ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit von Wettbewerbsbehörden weltweit, weil Kartelle die soziale Wohlfahrt erheblich beeinträchtigen können. In jüngerer Vergangenheit haben einige Wettbewerbsbehörden Kronzeugenregeln eingeführt, die bestehende Kartelle destabilisieren und die Bildung neuer Kartelle verhindern sollen. Eine empirische Auswertung des Erfolgs dieser Maßnahmen ist schwierig, weil die Anzahl funktionierender Kartelle unbeobachtbar ist. Deswegen sind kontrollierte experimentelle Untersuchungen zu diesem Thema notwendig. Bisherige Experimentalstudien haben jedoch das Problem in mehrfacher Hinsicht derart vereinfacht, dass eine Übertragung der Ergebnisse auf reale Kartelle problematisch ist.Das Hauptziel dieses Projektes ist es, die Effektivität einer Kronzeugenregel zu untersuchen, wenn die Wettbewerbsbehörde ebenfalls in Form eines aktiven Spielers in das Experiment einbezogen wird. Dies ist für die externe Validität entscheidend, das die Präsenz einer aktiven Wettbewerbsbehörde es erlaubt, Kommunikation und Kartellbildung voneinander zu trennen. Bisherige Studien werteten es bereits als Kartellbildung, wenn mehrere Firmen miteinander kommunizierten. In der Realität findet Kommunikation über harmlose Themen aber regelmäßig statt. Außerdem kann nach geltendem Recht eine Firma nicht dafür bestraft werden, dass sie sich mit Wettbewerbern über harmlose Themen austauscht, auch wenn dies als vertrauensbildende Maßnahme das Entstehen wettbewerbsbeschränkenden Verhaltens erleichtern kann. Vorherige Studien zur Bedeutung von Kommunikation für die Bildung und Stabilität von Kartellen haben weder die Interaktion mit einer Wettbewerbsbehörde noch eine Kronzeugenregel betrachtet.Das Projekt hat drei weitere Ziele. Erstens, wollen wir untersuchen, wie die Bildung und Stabilität von Kartellen sich verändert, wenn auch Teilgruppen eines Marktes miteinander kommunizieren können, ohne dass alle Firmen im Markt zustimmen und teilnehmen müssen. Zweitens, wollen wir untersuchen, wie sich die Marktergebnisse verändern, wenn der Rädelsführer eines Kartells von der Kronzeugenregel ausgenommen ist. Drittens, wollen wir untersuchen, ob sich die Ergebnisse verändern, wenn wir (entgegen des in der Literatur üblichen Vorgehens) die Konsumentenrente tatsächlich an Teilnehmer in der Rolle von Verbrauchern auszahlen, so dass diese Rente nicht nur virtuell existiert.

Projektleitung

  • Person

    Jana Friedrichsen

    • Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
    • Mikroökonomische Theorie und Ihre Anwendungen

Beteiligte Einrichtungen

  • Mikroökonomische Theorie und Ihre Anwendungen

    Anschrift
    Institutsgebäude, Spandauer Straße 1, 10178 Berlin
    Allgemeiner Kontakt