Forscherteam der HU überprüft die Thesen Thilo Sarrazins
Das an der Humboldt-Universität zu Berlin am Institut für
Sozialwissenschaften angesiedelte Forschungsprojekt „Hybride
Europäisch-Muslimische Identitätsmodelle“ (HEyMAT), das von der
Volkswagen-Stiftung finanziert wird, hat ein Dossier veröffentlicht, das
sich mit den Thesen von Thilo Sarrazin beschäftigt.
Im Dossier mit dem Titel „Sarrazins Thesen auf dem Prüfstand“ werden
zentrale Thesen Thilo Sarrazins zu Muslimen in Deutschland auf der Basis
von empirischem Datenmaterial und wissenschaftlichen Studien kritisch
überprüft.
Insbesondere das 7. Kapitel „Zuwanderung und Integration“ in Sarrazins
Buch „Deutschland schafft sich ab“ wird aufgearbeitet. Einzelne
Textpassagen und Zitate aus anderen Kapiteln seines Buches sowie
explizite Aussagen zu „Muslimen“ in Interviews fanden hierbei ebenfalls
Berücksichtigung.
In der nun vorliegenden, knapp 70 Seiten umfassenden Veröffentlichung
wurden sowohl die Daten des Mikrozensus 2008 und 2009 im Hinblick auf
die Thesen Thilo Sarrazins untersucht als auch 20 repräsentative Studien
der renommiertesten deutschen Forschungseinrichtungen berücksichtigt und
analysiert. Dabei erfolgte die Interpretation des Datenmaterials
überwiegend in enger Absprache mit den Autoren der jeweiligen Studien.
Die Daten stammen u.a. aus Studien des Bundesamtes für Migration und
Flüchtlinge (BAMF), dem Statistischen Bundesamt (Destatis) und dem
Bundesinnenministerium (BMI). Wissenschaftlich fundierte Studien wie
etwa das Jahresgutachten des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen
für Migration und Integration (SVR), Analysen von Forschungszentren wie
dem Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG)
der Universität Bielefeld oder Forschungsergebnisse namhafter Stiftungen
sind ebenfalls zentraler Bestandteil der Analysen.
Die Quellen werden im Dokument selbst ausführlich zitiert und die
Analysen werden mit Aussagen aus dem Buch „Deutschland schafft sich ab“
in Bezug gesetzt. Dabei stehen Thilo Sarrazins Thesen über „die Muslime“
wahlweise auch über „die Türken und Araber“ den Ergebnissen der
verwendeten Studien teilweise diametral entgegen. Der Fokus des Dossiers
liegt auf der Entkräftung der Thesen und den Schlussfolgerungen Thilo
Sarrazins.
In ihrer Veröffentlichung weisen die Autoren darauf hin, dass es sich
nicht um eine Beschönigung von bestehenden Problemen der „Integration“
handelt, sondern die bestehende - vielfach wissenschaftlich
dokumentierte - positive Entwicklung der „Integrationsdynamik“ stärker
in den öffentlichen Diskurs Eingang finden muss. Es soll vermieden
werden, diese „Integrationserfolge“ bewusst zu marginaliseren, um die
langjährige Arbeit in der Politik, der Wissenschaft und im sozialen
Bereich nicht zu gefährden.
Die Verföffentlichung „Sarrazins Thesen auf dem Prüfstand“ (Hg. Naika
Foroutan, Korinna Schäfer, Coskun Canan, Benjamin Schwarze, unter
Mitarbeit von Damian Ghamlouche, Monika Roth und Sina Arnold) kann über
die Homepage www.heymat.hu-berlin.de kostenlos abgerufen und als
Printversion bei Amazon erworben werden.
WEITERE INFORMATIONEN
Damian Ghamlouche
VW-Forschungsprojekt "Hybride europäisch-muslimische Identitätsmodelle
(HEyMAT)
Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Sozialwissenschaften
Unter den Linden 6
10099 Berlin
Tel: 030 2093-4367
Mail: Heymat.sowi@hu-berlin.de
www.heymat.hu-berlin.de