Humboldt-Universität zu Berlin

Philipp Öhlmann

Humboldt-Preis 2013 für seine Masterarbeit

He Shall Lift You up? The Impact of Religiosity on Economic Success in Rural South Africa. Insights from a Field Study.

Die entwicklungsökonomische Forschung der letzten Jahre hat gezeigt, dass wirtschaftlicher Erfolg zu großen Teilen durch soziale und kulturelle Faktoren bedingt wird. In diesem Zusammenhang heben einige Studien auch die Rolle der Religion hervor. Die Mitgliedschaft in religiösen Gemeinschaften wirke sich nicht nur auf die Arbeitsethik im Weberschen Sinne aus, sondern sei darüber hinaus eine Quelle von Sozialkapital. Zugleich wird in der Religionswissenschaft die These vertreten, dass Pfingstkirchen, eine stark wachsende Bewegung innerhalb des Christentums, ihren Mitgliedern zu wirtschaftlichem Erfolg verhelfen. Die bisherigen empirischen Studien aus beiden Disziplinen legen nahe, dass die Auswirkungen von Religion auf wirtschaftlichen Erfolg je nach Religion, Konfession und den sie umgebenden Kontext unterschiedlich ausgeprägt sind.

Die Masterarbeit untersucht die Auswirkungen von Religiosität auf wirtschaftlichen Erfolg im Kontext des ländlichen Südafrikas, für den bislang keine ökonometrische Untersuchung dieses Zusammenhangs existiert. Sie greift dabei auf die primär qualitative religionswissenschaftliche Forschung über die südafrikanische Religionslandschaft zurück und verbindet sie mit Theorie und Methodik der quantitativ orientierten Wirtschaftswissenschaft. Die Datenbasis ist eine eigens durchgeführte Haushaltsumfrage in der Provinz Limpopo. In dieser Region trägt Subsistenzlandwirtschaft maßgeblich zum Lebensunterhalt der Menschen bei. Wirtschaftlicher Erfolg ist daher nicht als rein monetäres Einkommen definiert, sondern berücksichtigt den impliziten Wert von Getreide-, Gemüse- und Obsternten der Haushalte sowie von Erträgen aus der Tierhaltung.

Die ökonometrische Schätzung verschiedener Einkommensfunktionen zeigt, dass das durchschnittliche Einkommen von Anhängern der Zion Christian Church, einer im Norden Südafrikas stark vertretenen Pfingstkirche, fast 60% höher ist als in Haushalten mit ansonsten gleichen Charakteristika (wie Bildung und Alter). Doch nicht nur Kirchenmitgliedschaft wirkt sich aus. Auch die Anhänger traditioneller afrikanischer Religion haben ein um 40% höheres Einkommen – ein Ergebnis, das bislang noch nirgends dokumentiert ist. Mittels ökonometrischer Tests kann ausgeschlossen werden, dass unbeobachtete Faktoren diese Effekte verursachen. Daraus lässt sich schließen, dass die in der Zion Christian Church und afrikanischer Religion ausgeprägte Religiosität substantielle positive Effekte auf die wirtschaftliche Situation ihrer Anhänger ausübt.

Die Arbeit trägt dazu bei, die Ursachen von Einkommensunterschieden im ländlichen Südafrika zu erklären. Die Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass religiöse Gemeinschaften Ansätze bieten, die Armut ihrer Anhänger zu mindern. Die Arbeit eröffnet die Perspektive für weitere Forschungen darüber wie genau sich Religiosität auf wirtschaftlichen Erfolg auswirkt und wie die in religiösen Gemeinschaften vorhandenen Mechanismen für lokale Entwicklungspolitik genutzt werden können.