Aesthetischer Kognitivismus in der Philosophie und emprischen Studien zur Kunst

Auf einen Blick

Laufzeit
01/2026  – 12/2028
DFG-Fachsystematik

Theoretische Philosophie

Kunst-, Musik-, Theater- und Medienwissenschaften

Psychologie

Philosophie

Förderung durch

Fritz Thyssen Stiftung

Projektbeschreibung

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, eine empirisch informierte Philosophie des Ästhetischen Kognitivismus durch eine tiefgreifende Analyse der Emotion des „Staunens“ („wonder“) zu entwickeln. Dabei liegt der Schwerpunkt der Untersuchung darauf, wie das „Staunen“ sowohl als epistemische als auch als ästhetische Emotion funktioniert und die kognitive Verarbeitung und Wertschätzung von Kunst beeinflusst.

Die wichtigste methodische Neuerung besteht darin, die Lücke zwischen Philosophie und empirischer Arbeit durch eine erneute Analyse bestehender empirischer Datensätze aus (neuro-ästhetischen) Museums- und Galeriestudien („Philosophically Guided supplementary Analysis Project“, PGsA) zu schließen. Im Rahmen der PGsA werden verfügbare Datensätze, die Wissensemotionen, epistemische Transformationen und künstlerische Bewertungen auf der neuronalen Ebene darzustellen versuchen, neu bewertet.

Studien zeigen, dass hochintensive ästhetische Erfah­rungen das Default Mode Network (DMN) im Gehirn akti­vieren, das in der Regel mit selbstreferentiellem Denken verbunden ist. Die Forschung unterscheidet zwischen linearen Reak­tionen in sensorischen Regionen, die mit der Intensität der ästhetischen Präferenz korrelieren, und nichtlinearen Reaktionen in frontalen Regionen, die nur für die bewe­gendsten Kunstwerke aktiviert werden.

Darüber hinaus werden weitere empirische Studien durch­geführt, die die Re-Analyse ergänzen und ein nuancierteres Verständnis bestimmter Kompo­nenten des „Staunens“ ermöglichen, die in beste­henden Studien nicht behandelt wurden.

Weiterhin werden ein breites Spektrum relevanter Theorien (Kant, Schopenhauer, Dewey, Langer, Elgin, Robinson) sowie einige ergänzende systematische Übersichtsarbeiten, die sich mit kritischen Fragen beschäftigen (u. a. Kritik am eurozentrischen Konzept; Herausforderungen des Postfaktischen; methodische Kritik) in die Untersuchung einbezogen, um eine umfassende Theorie des Ästhetischen Kognitivismus zu entwerfen, welche die zentrale Rolle von Kunst und Kultur für kognitive Prozesse (z. B. Wissen, Erkennen, Verstehen) thematisiert.

Das Forschungsprojekt zielt darauf, die Lücke zwischen Kunstphilosophie und Kognitionswissenschaften zu schließen, indem Forschungen aus der Neuroästhetik und der empirischen Ästhetik in die philosophische Forschung integriert werden. Außerdem wird das Forschungsvorhaben einen stärker interdisziplinären Ansatz in der Ästhetik fördern, auch im Hinblick auf aktuelle Theorien des Geistes wie Predictive Processing und 4E (Embodied, Embedded, Extended, and Enactive) Kognition.

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