Nobelpreise

Der Alfred-Nobel-Preis wurde 1901 erstmalig verliehen und ist der wichtigste Wissenschaftspreis der Welt. 30 Nobelpreisträger*innen forschten in den Bereichen Chemie, Physik, Literatur und Medizin auch an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Preisträger*innen in dem Bereich Chemie

Emmanuelle Charpentier ist eine der Erfinder*innen der Gen-Schere CRISPR-Cas9 (Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats), einer der bahnbrechenden wissenschaftlichen Entdeckungen der jüngeren Vergangenheit. In Wien kam Emmanuelle Charpentier erstmals mit dem Thema CRISPR in Kontakt. Sie machte es zu ihrem großen Forschungsthema. 2011 hat ihre Arbeitsgruppe die grundlegenden Mechanismen von CRISPR-Cas9 verstanden und im Fachmagazin „Nature“ publiziert. Zusammen mit der Arbeitsgruppe von Jennifer Doudna an der University of California, Berkeley, konnte sie den Mechanismus nur ein Jahr später in eine leistungsstarke Technologie weiterentwickeln, die sich in allen lebenden Zellen – von Bakterien über Pflanzen, Tiere bis hin zum Menschen – anwenden lässt. Die Studie erschien 2012 in „Science“.

Mit ihrer Forschung konzentriert sie sich auf grundlegende Regulationsmechanismen in Infektions- und Immunitätsprozessen mit Fokus auf Gram-positiven Bakterien, insbesondere beschäftigt sie sich mit der Frage wie RNAs und Proteine zelluläre Prozesse steuern.

Der holländische Wissenschaftler Jacobus Henricus van’t Hoff studierte Mathematik an der Universität Leiden, das Fach Chemie in Bonn und Paris. 1874 erhielt er seinen Doktorgrad an der Universität Utrecht. Von 1896 bis zu seinem Tod arbeitete er als Honorarprofessor an der Berliner Universität und war Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften.

Van’t Hoff ist unter anderem der Begründer der Stereochemie, einem Teilgebiet, das die räumliche Anordnung der Atome und Atomgruppen innerhalb des Moleküls erforscht. 1901 wurde ihm der erste Nobelpreis für Chemie für seine Arbeiten über die Gesetze der chemischen Dynamik und des osmotischen Drucks verliehen.

Adolf von Baeyer studierte Mathematik und Physik in Berlin, wechselte zur Chemie nach Heidelberg. 1860 habilitierte er sich an der Berliner Universität und wurde Privatdozent. Nach einer Lehrtätigkeit am Berliner Gewerbeinstitut kehrte er 1866 an die Universität als außerordentlicher Professor für Chemie zurück und blieb bis 1872. Von Baeyer synthetisierte den Farbstoff Indigo und bestimmte auf experimentellem Weg dessen Molekularstruktur. Zu seinen weiteren Erfolgen gehörte die synthetische Herstellung von Harnsäure; diese Arbeit führte er mit Emil Fischer durch. Seine theoretischen Forschungen erstreckten sich beinahe über das gesamte Gebiet der organischen Chemie. Den Chemie-Nobelpreis erhielt er 1905 für seine Leistungen in der Farbstoffchemie.

Emil Fischer kam 1892 an die Friedrich-Wilhelms-Universität. 1900 erhielt das 1. Chemische Institut ein neues, damals hochmodernes Gebäude an der Hessischen Straße, an dessen Spitze Fischer fast 30 Jahre lang stand. 1911 gründete er die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, die Vorgängerin der Max-Planck-Gesellschaft.

Fischer gehörte als Begründer der Biochemie zu den bedeutendsten Naturstoffchemikern des 19. und 20. Jahrhunderts. Fischer führte grundlegende Untersuchungen zur Struktur, Synthese und Reaktivität von Kohlenhydraten, Aminosäuren, Gerbstoffen sowie Harnsäurederivaten durch. Er entwickelte außerdem die Schlüssel-Schloss-Theorie der Enzymwirkung und synthetisierte Traubenzucker, Koffein sowie Barbitursäurederivate als Schlafmittel.

Für seine Arbeiten über Zucker und Purin erhielt als erster Deutscher Chemiker 1902 den Nobelpreis. Das Institut für Chemie auf dem Campus Adlershof der Humboldt-Universität, das Emil-Fischer-Haus, ist nach dem Chemiker benannt.

Eduard Buchner studierte Chemie und Botanik an der Universität München. Dort folgten Dozentur und Professur. Die längste Zeit seiner Laufbahn verbrachte er in Berlin, wo er von 1898 bis 1909 an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin lehrte, die 1934 als Fakultät der Universität angegliedert wurde.

Durch Gärungsversuche mit chemisch abgetöteten Hefezellen konnte Buchner beweisen, dass nicht die lebenden Hefezellen für die Gärung notwendig sind, sondern ein von den Zellen produziertes Enzym.

1907 wurde ihm für seine biochemische Forschung und seine Entdeckung der zellfreien Gärung der Nobelpreis für Chemie verliehen.

Richard Willstätter legte eine Bilderbuchkarriere als organischer Chemiker hin. 1894 Promotion, 1896 Habilitation, 1902 außerordentlicher Professor: alles in München. 1912 kam er an das neu gegründete Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie und lehrte gleichzeitig an der Friedrich-Wilhelms-Universität. 1916 kehrte er nach München zurück, wo er wegen des wachsenden Antisemitismus seine Professur 1924 aufgab. Später emigrierte er in die Schweiz.

Willstätters Forschungsschwerpunkte lagen unter anderem im Bereich der Farbstoffchemie, der Photosynthese und der Enzyme.

Für seine Untersuchungen der Farbstoffe im Pflanzenreich, vor allem des Chlorophylls, erhielt er 1915 den Nobelpreis für Chemie.

Fritz Haber studierte in Berlin sowie Heidelberg und Zürich Chemie. 1906 kam er als Professor an die Berliner Universität, wo er ab 1912 Honorarprofessor für physikalische Chemie und ab 1920 Ordentlicher Professor für Chemie war. 1911 wurde er zum Leiter des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physikalische Chemie ernannt. Die Positionen musste er 1933 aufgrund seiner jüdischen Herkunft räumen. Er emigrierte nach England.

Haber ist der Erfinder einer Methode, mit der Ammoniak aus Stickstoff und Wasserstoff gewonnen werden kann. Das von Carl Bosch zur Anwendungsreife entwickelte Haber-Bosch-Verfahren zur Gewinnung von reaktionsfähigem Stickstoff, dient nicht nur zur Düngerherstellung, sondern wurde auch für die Herstellung von Chlorgas eingesetzt und befeuerte beide Weltkriege.

Den Nobelpreis für Chemie erhielt Haber 1918 für die Entdeckung der Ammoniaksynthese.

Walter Nernst war ab 1905 Professor für physikalische Chemie an der Friedrich-Wilhelms-Universität und ab 1925 auch Direktor des Instituts für Physik. Im akademischen Jahr 1921/22 war er Rektor der Universität. Von 1924 bis zu seiner Emeritierung 1933 hatte Nernst den Lehrstuhl für Experimentalphysik inne.

Nernst, der Mitbegründer der modernen physikalischen Chemie, arbeitete bahnbrechend auf dem Gebiet der Elektro- und Wärmechemie. Er formulierte unter anderem 1890 den Nernstschen Verteilungssatz, erfand 1897 die nach ihm benannte Nernst-Lampe, eine Vorläuferin der Glühbirne, und entdeckte 1899 das Nernstsche Reizschwellengesetz. 1906 entdeckte er das Nernstsche Wärmetheorem, besser bekannt als der 3. Hauptsatz der Thermodynamik. Als Anerkennung für seine thermochemischen Arbeiten erhielt Nernst 1920 den Nobelpreis für Chemie.

Das Lehrraumgebäude Chemie/Physik auf dem naturwissenschaftlichen Campus Adlershof der Humboldt-Universität trägt ihm zu Ehren den Namen Walther-Nernst-Haus.

Nach Professuren in Utrecht, Zürich und Leipzig war Peter Debye von 1934 bis 1940 Professor für Physik in Berlin und Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik sowie ab 1937 Ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin. 1940 emigrierte er in die USA.

Debye leistete Pionierarbeit zur Strukturbestimmung der Stoffe im festen, flüssigen und gasförmigen Zustand. 1912 beschäftigte er sich mit Chemie bei sehr tiefen Temperaturen und erkannte dabei das Debyesche Gesetz. 1915 entwickelte er mit Paul Scherrer (1890-1969) das Debye-Scherrer-Verfahren zur Kristallgitterbestimmung.

1936 wurde dem Physiker der Nobelpreis für Chemie für seine Beiträge über Kristallphysik, Quantentheorie und Dipoltheorie verliehen.

Adolf Butenandt studierte Chemie, Physik und Biologie in Marburg und Göttingen. Nach einer Professur für Organische Chemie an der Technischen Hochschule Danzig (1933-36) und einem Forschungsaufenthalt als Stipendiat der Rockefeller-Stiftung in den USA übernahm er 1936 die Leitung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biochemie, die er bis 1972 inne hatte. Seit 1936 wurde er auch als Mitglied der NSDAP geführt. An der Berliner Universität lehrte er von 1938 bis 1944 als Honorarprofessor. 1939 erhielt er den Nobelpreis für Chemie für seine Arbeiten zu Sexualhormonen (gemeinsam mit Leopold Ružička).

In der Zusammenarbeit mit Otmar von Verschuer war Butenandt an rassistischen Forschungen beteiligt, auch wenn eine unmittelbare Mittäterschaft an Medizinverbrechen von der historischen Forschung bislang nicht nachgewiesen werden konnte. Deutlich wurde jedoch, dass Butenandt einer politisch-moralischen Verantwortung der Wissenschaft ablehnend gegenüberstand.

Der Chemiker Otto Hahn war ab 1906 Mitarbeiter von Emil Fischer an der Berliner Universität, wo eine „Holzwerkstatt“ im Chemischen Institut sein Labor wurde. Ab 1907 war er als Privatdozent an der Universität tätig und wurde 1910 außerordentlicher Professor für Physikalische Chemie. Er baute ab 1912 eine Arbeitsgruppe im Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie auf. Ab 1926 wurde er Direktor einer eigenen Abteilung. 1917 entdeckten Hahn und seine langjährige Mitarbeiterin Lise Meitner das Protaktinium.

Ab 1934 erforschten beide die Bestrahlung von Uran mit Neutronen. Ihre gemeinsame Arbeit wurde durch den Nationalsozialismus beendet, da Lise Meitner fliehen musste. Zusammen mit Fritz Straßmann (1902-1980) gelang Otto Hahn 1938 die erste Kernspaltung. Lise Meitner konnte 1939 per Briefkontakt die erste physikalische Deutung des Vorgangs geben.

1944 erhielt Otto Hahn den Nobelpreis für Chemie für seine Entdeckung der Spaltung schwerer (Uran-)Atomkerne. Den Preis konnte er erst 1946, nach Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft, entgegennehmen.

Studium, Promotion und Habilitation absolvierte Otto Diels bei Emil Fischer am Institut für Chemie an der Friedrich-Wilhelms-Universität. Von 1914 bis 1916 war er außerordentlicher Professor für Organische Chemie. Danach wechselte er an die Universität Kiel.

Diels legte die Grundlage zu einer neuen Forschungsrichtung in der Chemie, der so genannten Keten-Chemie. Zudem half er, die Struktur von bestimmten chemischen Substanzen, den Steroiden, zu denen auch das Cholesterin zählt, aufzuklären.

Berühmt wurde er durch die Entdeckung eines allgemeinen Prinzips von chemischen Reaktionen, der später nach ihm und seinem Schüler Kurt Alder benannten Diels-Alder-Reaktion. 1950 erhielten beide dafür den Nobelpreis.

Preisträger im Bereich Literatur

Nach einem Studium der Rechtswissenschaften in Kiel nahm Theodor Mommsen Professuren in Leipzig, Zürich und Breslau an. 1858 kam er an die Preußische Akademie der Wissenschaften, wo er sein seit langem verfochtenes Projekt, eine Sammlung aller lateinischen Inschriften, den Corpus inscriptionum Latinarum, verwirklichen konnte. 1861 übernahm er zudem den Lehrstuhl für Römische Altertumskunde an der Berliner Universität,. An der Universität, deren Rektor er 1874/75 war, wirkte er über vierzig Jahre lang, bis zu seinem Tod 1903. Einer breiten Öffentlichkeit ist der gelehrte, aber auch politisch aktive Mommsen durch seine „Römische Geschichte“ bekannt, die in vier Bänden erschienen ist. 1902 wurde ihm für seine Quelleneditionen und Arbeiten zur römischen Geschichte und Rechtsgeschichte der erste Nobelpreis für Literatur verliehen. Im Ehrenhof vor dem Westflügel des Hauptgebäudes befindet sich ein Denkmal zu Ehren des Althistorikers und Juristen.

Preisträger in dem Bereich Medizin

Der Bakteriologe und Serologe Emil von Behring erhielt seine medizinische Ausbildung am Berliner militärärztlichen Institut, der „Pépinière“. 1878 wurde er an der Berliner Universität promoviert. Nach verschiedenen militärärztlichen Stationen kam er 1889 als Assistent an Robert Kochs Institut für Infektionskrankheiten. Bereits nach kurzer Zeit konnte er Erfolge im Kampf gegen Krankheiten wie die Diphtherie und den Wundstarrkrampf erzielen. Aufgrund seiner Forschungsarbeiten über die Diphtherie, an der seinerzeit nahezu jedes zweite Kind starb, und seiner wissenschaftlichen Erfolge auf diesem Gebiet wurde er lange Zeit als „Retter der Kinder“ tituliert. Im Jahr 1901 erhielt er den ersten Nobelpreis für Medizin für die Entwicklung des Diphtherieserums.

Der Mediziner und Mikrobiologe Robert Koch entdeckte 1882 den Erreger der Tuberkulose. Koch war der erste Mediziner, dem es gelungen war, einen krank machenden Mikroorganismus zu identifizieren. Ab 1880 arbeitete Koch am Kaiserlichen Gesundheitsamt in Berlin. 1885 wurde er zum Professor für Innere Medizin und Hygiene an der Medizinischen Fakultät der Berliner Universität berufen, auf einen eigens für ihn eingerichteten Lehrstuhl. Er war gleichzeitig Leiter des Instituts für Hygiene und ab 1891 Leiter des neu gegründeten Instituts für Infektionskrankheiten. Koch, der auch die Erreger des Milzbrandes und der Cholera entdeckte, ist der Begründer der modernen Bakteriologie und Klinischen Infektiologie, sowie zum Teil auch der Tropenmedizin. 1905 erhielt er den Nobelpreis für Medizin für seine Entdeckung der Erreger verschiedener Infektionskrankheiten.

Der Chemiker, Arzt, Serologe und Immunologe Paul Ehrlich gilt als Begründer der Chemotherapie. Nach dem Medizinstudium setzte er seine klinische Ausbildung in Berlin an der Charité fort. Er arbeitete von 1878 bis 1887 zuerst als Assistenz-, später als Oberarzt an der Charité. 1891 berief ihn Robert Koch an das neu gründete Institut für Infektionskrankheiten. 1899 wechselte Ehrlich nach Frankfurt am Main. Ehrlich entwickelte als erster eine medikamentöse Behandlung gegen Syphilis und war außerdem an der Entwicklung des Serums gegen Diphtherie beteiligt. 1908 erhielt er – gemeinsam mit dem Russen Ilja Metschnikoff – als Anerkennung ihrer Arbeiten über die Immunität den Nobelpreis für Medizin.

Der Mediziner und Physiologe Albrecht Kossel war ab 1883 Leiter der Chemischen Abteilung des Physiologischen Instituts an der Medizinischen Fakultät der Berliner Universität, wo er 1887 zum außerordentlichen Professor ernannt wurde. Knapp zehn Jahre später nahm er eine Professur an der Marburger Universität an. Das Arbeitsfeld von Albrecht Kossel war die Physiologische Chemie, insbesondere die Chemie von Geweben und Zellen. 1910 erhielt er den Nobelpreis für Medizin rund um seine Arbeiten über die Zellchemie.

Otto Warburg war Biochemiker, Arzt und Physiologe. Seine Promotion erlangte er bei Emil Fischer an der Berliner Universität und schloss ein Medizinstudium in Heidelberg mit Promotion ab. 1918 wurde er zum Leiter der Abteilung für Physiologie des neu gegründeten Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biologie in Berlin-Dahlem berufen. In der Zeit von 1921 bis 1923 hatte er zudem eine außerordentliche Professur für Physiologie an der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität inne. Im Zuge des Ausdifferenzierens der wissenschaftlichen Disziplinen wurde 1930 das Kaiser-Wilhelm-Institut für Zellphysiologie eröffnet, dessen Direktor Warburg wurde und bis 1967 blieb. Seine wissenschaftlichen Beiträge leistete er unter anderem über die Photosynthese der Pflanzen und den Stoffwechsel von Tumoren. Er entschlüsselte den Mechanismus der Zellatmung, wofür er 1931 den Nobelpreis für Medizin erhielt.

1914 kam der Biologe Hans Spemann an das neu gegründete Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie in Berlin-Dahlem und übernahm die Abteilung für die Entwicklungsmechanik der Tiere. Gleichzeitig wurde er an der Friedrich-Wilhelms-Universität zum Honorarprofessor für Zoologie ernannt. Hauptgebiet seiner Forschung war das frühe Embryonalstadium verschiedener Molch- und Froscharten. Spemann führte bereits 1902 erste wichtige Versuche zur Zellteilung durch. Es gelang ihm beispielsweise, die beiden Zellen des Zwei-Zell-Stadiums eines Salamanders zu trennen, wodurch er künstlich Zwillinge erzeugte. 1919 wechselte er an die Universität Freiburg. 1935 wurde ihm der Nobelpreis für Medizin für seine Arbeiten zur experimentellen Entwicklungsphysiologie verliehen.

Werner Forßmann ist bekannt für seinen Selbstversuch zur Herzkatheterisierung. Nach dem Medizinstudium und Doktorat an der Berliner Universität arbeitet er an einer kleinen Klinik in Eberswalde. 1929, nach abgelehnten Patientenversuchen, führte sich der 25-Jährige selbst einen Gummischlauch von der Armvene bis zur rechten Herzkammer ein und dokumentierte dies mit einer Röntgenaufnahme. Dieser spektakuläre Versuch fand in der Fachwelt allerdings wenig Resonanz. Auch Professor Sauerbruch von der Charité, wo Forßmanns neue Wirkungsstätte war, hielt wenig von dem Versuch. Die Methode der Diagnostik von Herzerkrankungen mit einem Katheter wurde erst zehn Jahre später von amerikanischen Wissenschaftlern aufgegriffen. In später Anerkennung seiner Arbeit erhielt Forßmann am 18. Oktober 1956, – gemeinsam mit Andrè Frédéric Cournand und Dickinson Woodruff Richards, – den Nobelpreis für Medizin. Ausgezeichnet wurden ihre Entdeckungen zur Herzkatheterisierung und zu den pathologischen Veränderungen im Kreislaufsystem. 1977 erhielt Forßmann die Ehrendoktorwürde der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität.

Preisträger im Bereich Physik

Wilhelm Wien studierte Mathematik und Naturwissenschaften in Göttingen und setzte sein Studium mit Mathematik und Physik in Berlin fort: Von 1883 bis 1885 arbeitete er am Laboratorium von Hermann von Helmholtz und erlangte seinen Doktortitel im Jahr 1886. 1892 habilitierte er sich an der Berliner Universität, verließ sie aber wegen der Übernahme einer Professur in Aachen. Wien dachte über den Zusammenhang des Maximums der Intensität der Strahlung in Abhängigkeit von der Temperatur des Strahlers nach. 1893/94 formulierte er das nach ihm benannte Verschiebungsgesetz und 1896 das Wiensche Strahlungsgesetz. Für seine Untersuchungen in diesem Bereich bekam er 1911 den Nobelpreis für Physik verliehen.

Max von Laue studierte Physik an mehreren Universitäten, darunter auch in Berlin. 1903 promovierte er bei Max Planck an der Berliner Universität, drei Jahre später folgten die Habilitation und seine Tätigkeit als Privatdozent in Berlin, bis er 1909 nach München ging. 1919 kehrte er als Professor an die Berliner Universität zurück und begann seine Tätigkeit am Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik. Im Jahr 1912 entdeckte von Laue zusammen mit Walter Friedrich und Paul Knipping die Beugung von Röntgenstrahlen an Kristallen. Damit waren sowohl der Wellencharakter der Röntgenstrahlung als auch die Gitterstruktur der Kristalle erklärt. Für seine Arbeit erhielt von Laue 1914 den Nobelpreis für Physik.

Bereits während seines Studiums der Physik war Max Planck 1878/79 für ein Jahr in Berlin, wo er Hermann von Helmholtz und Gustav Kirchhoff hörte. Zehn Jahre später, 1889, wurde er als außerordentlicher Professor für Theoretische Physik an die Friedrich-Wilhelms-Universität berufen. Drei Jahre später erhält er den Lehrstuhl für Theoretische Physik. 1913/14 wurde er zum Rektor berufen. Auch nach seiner Emeritierung 1926 blieb er der Universität noch fast zehn Jahre lang aktiv verbunden. Planck gilt als Begründer der Quantentheorie. Er entdeckte, dass Energie von einem Körper nicht regelmäßig, sondern in Sprüngen, den Quanten, abgegeben wird. Für dieses nach ihm benannte Wirkungsquantum wurde ihm 1918 der Nobelpreis für Physik verliehen. Ein Denkmal im Ehrenhof vor dem Westflügel des Universitätshauptgebäudes erinnert an den herausragenden Physiker.

1914 gelang es Max Planck, Albert Einstein als Mitglied für die Preußische Akademie der Wissenschaften in Berlin zu gewinnen, und am 1. April 1914 wurde er zum Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik ernannt. Vom Sommersemester 1915 bis zum Wintersemester 1928/29 hielt er Vorlesungen an der Berliner Universität. Einsteins Hauptwerk, die Relativitätstheorie, revolutionierte das Verständnis von Raum und Zeit. Im Jahr 1905 erschien dazu seine Arbeit mit dem Titel „Zur Elektrodynamik bewegter Körper“. In Berlin fand Einstein Zeit und Ruhe, sein großes Werk zu beenden. Er konnte sie 1916, zusammen mit einer Arbeit über den Einstein-de-Haas-Effekt, veröffentlichen. Für seine Arbeit über den photoelektrischen Effekt, die er ebenfalls 1905 publiziert hatte, wurde ihm der Nobelpreis für Physik für 1921 verliehen.

Gustav Hertz studierte Physik mit dem Schwerpunkt auf der sich neu entwickelnden Quantenmechanik in Göttingen, München und Berlin. Zwischen 1909 und 1911 promovierte er bei Heinrich Rubens an der Berliner Universität und wurde Assistent am Physikalischen Institut, wo er bis 1925 tätig war. Es folgte ein kurzes Zwischenspiel in Halle und dann die Übernahme einer Professur an der TH Charlottenburg, die er 1935 wegen der nationalsozialistischen Rassegesetze niederlegte. In Berlin studierte Hertz gemeinsam mit James Franck die Wirkung von Elektronenstößen auf Atome. Im Jahr 1925 erhielten die beiden Wissenschaftler für den Franck-Hertz-Versuch den Nobelpreis für Physik.

James Franck studierte in Berlin und erlangte dort seinen Doktortitel bei Emil Warburg, 1911 habilitierte er sich. In dieser Zeit begann seine Zusammenarbeit mit Gustav Hertz im Physikalischen Institut der Friedrich-Wilhelms-Universität. Sie führte nach nur zweijähriger Forschung zu einem spektakulären Ergebnis. Die Physiker führten 1913 Stoßversuche zwischen Elektronen und Atomen durch und machten die für die Entwicklung der Quantentheorie bedeutende Entdeckung, dass (Quecksilber-)Atome, die sich im Grundzustand befinden, Energien unterhalb einer bestimmten Schwelle nicht aufnehmen können. Den Nobelpreis für Physik erhielten beide Wissenschaftler 1925 für die Entdeckung dieser Gesetzmäßigkeiten.

Der Physiker Werner Heisenberg hatte sein Studium in München in der Mindeststudienzeit von drei Jahren abgeschlossen, mit nur 26 Jahren wurde er 1927 an die Universität Leipzig berufen. Von 1942 bis 1945 leitete er das Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik in Berlin-Dahlem und lehrte zudem als Professor an der Berliner Universität. Er war führend am Uranprojekt des Heereswaffenamtes beteiligt, was einige Kollegen später kritisierten. Bereits 1932 hatte Heisenberg den Nobelpreis für Physik verliehen bekommen, für das nach ihm benannte Unbestimmtheitsprinzip, das auch als Heisenbergsche Unschärferelation bekannt ist. Mit ihr formulierte Heisenberg eine fundamentale Aussage der Quantenmechanik, nämlich dass niemals Ort und Impuls eines Teilchens gleichzeitig gemessen werden können.

Nach Stationen als Professor in Breslau, Jena und Zürich nahm der Wiener Physiker Erwin Schrödinger 1927 den Ruf der Berliner Universität an und wurde Max Plancks Nachfolger auf dem Lehrstuhl für Theoretische Physik. Schrödinger ist für die 1926 von ihm begründete Wellenmechanik bekannt. Er brachte die Welleneigenschaften der Elektronen in die bisherigen Atommodelle ein und entwickelte eine Differentialgleichung zur Beschreibung der Elektronen in Atomen, die Schrödinger-Gleichung. Seine Stelle in Berlin legte der Mitbegründer der Quantenmechanik 1933 aus Protest gegen die Nationalsozialisten nieder und ging nach England. Unmittelbar nach seiner Ankunft in Oxford im Oktober 1933 erreichte Schrödinger die Nachricht, dass ihm und Paul Adrien Maurice Dirac der Nobelpreis für Physik des Jahres 1933 - in Anerkennung der Entdeckung und Anwendung neuer Formulierungen der Atomtheorie - zugesprochen worden war. Das Informations- und Kommunikationszentrum der Humboldt-Universität auf dem naturwissenschaftlichen Campus in Adlershof trägt ihm zu Ehren den Namen Erwin-Schrödinger-Zentrum.

Der Experimentalphysiker Walther Bothe studierte von 1908 bis 1912 an der Berliner Universität Physik und wurde ein Jahr später Assistent am Physikalischen Institut der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, wechselte dann an die Physikalisch-Technische Reichsanstalt. 1925 habilitierte er sich bei Max Planck und wurde außerordentlicher Professor an der Berliner Universität. 1929 ging er nach Gießen. Bothes Arbeiten waren ein wichtiger Beitrag zur Begründung der modernen Kernphysik, die sich mit Aufbau und Verhalten von Atomkernen beschäftigt. Für die Entwicklung der Koinzidenzmethode und der damit gemachten Entdeckungen erhielt er im Jahr 1954 den Nobelpreis für Physik.

Max Born studierte ab 1901 in Breslau, Heidelberg, Zürich, Cambridge und Göttingen zuerst Rechtswissenschaften und Moralphilosophie, später Mathematik, Physik und Astronomie. Er promovierte 1906 in Göttingen, wo er zunächst Privatdozent war. Dann wurde er außerordentlicher Professor für theoretische Physik an der Universität Berlin, wo er mit Max Planck, Albert Einstein und Walther Nernst zusammenarbeitete. 1919 erhielt er seinen ersten Lehrstuhl in Frankfurt am Main.

Born arbeitete an den Grundlagen der Quantenmechanik, mit der Vorgänge im atomaren und subatomaren Bereich beschrieben werden. Für diese Forschungen konnte er 1954 den Nobelpreis für Physik entgegen nehmen.