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HU im Dialog – Raum für angeregte Diskussionen zu Perspektiven für Postdocs an der HU

Das Berliner Hochschulgesetz (BerlHG), der Paragraf 110 und die Karriereperspektiven für Postdocs und standen im Mittelpunkt einer digitalen Podiumsdiskussion der Humboldt-Universität am 9. Dezember 2021.

Rund 160 Interessierte verfolgten die Diskussion zwischen Prof. Dr. Jule Specht, der Literaturwissenschaftlerin Dr. Constanze Baum, dem Vizepräsident für Haushalt, Personal und Technik, Dr. Ludwig Kronthaler, und dem Jura-Professor und Dekan der Juristischen Fakultät, Dr. Stefan Grundmann.

Die teils prekäre Arbeitssituation des wissenschaftlichen Nachwuchses ist nicht neu. Sie wurde immer wieder thematisiert; Empfehlungen des Wissenschaftsrates liegen dazu seit 2014 vor. Die Kampagne #IchbinHanna hat die Problemlage im Sommer 2021 noch einmal fokussiert. Mit dem neuen Berliner Hochschulgesetz (BerlHG) ist eine verbindliche Entfristungsoption für Postdoktorand:innen auf Haushaltsstellen vorgesehen. 

Gegensätzliche Positionen

In der Podiumsdiskussion zeigten sich die beiden gegensätzlichen Positionen, die als Reaktion auf das neue Gesetz überwiegend vorgebracht werden: Während die Berliner Hochschulleitungen keinen adäquaten Handlungsspielraum sehen, um das Gesetz umzusetzen, freuen sich die Vertretungen des akademischen Mittelbaus über eine Verbesserung der Arbeitssituation für Postdoktorand:innen.

Die Psychologin Prof. Dr. Jule Specht plädierte dafür, statusgruppen-übergreifend eine gemeinsame Lösung zu finden, wie man „Karrierewege der Post-Docs so gestalten könne, dass sie leistungsstark, aber eben auch sozial gerecht sind“. 

Das Berliner Hochschulgesetz (BerlHG) ist bereits seit diesem Sommer in Kraft. Daher sei es wichtig, so Specht, neben der grundsätzlichen Debatte über die künftige Personalstruktur der Humboldt-Universität aus der Wartehaltung herauszukommen, sondern jetzt zu handeln, da der Handlungsdruck immens sei.

Dem stimmte die Literaturwissenschaftlerin Dr. Constanze Baum zu. Sie setzt sich dafür ein, dass Postdoktorand:innen eine planbare Karriere-Perspektive erhalten und betonte, dass ein Wissenschaftsbetrieb von vielfältigen Beschäftigungsverhältnissen lebe: „Das Berufsziel Wissenschaft muss verschieden, muss eine Vielfalt an Chancen bieten und die müssen attraktiv sein“.

Der Vizepräsident für Haushalt, Personal und Technik, Ludwig Kronthaler, kritisierte hingegen die fehlende Übergangsregelung sowie die fehlende Finanzierungszusage im Berliner Hochschulgesetz (BerlHG) und sieht die Hochschulen damit alleingelassen. „Wir müssen dafür sorgen, dass wir das Wissenschaftssystem optimieren, und zwar so, dass insgesamt das System in der Balance bleibt. Und dazu gehört eben auch, dass wir für die Wissenschaft den bestdenkbaren Nachwuchs identifizieren und fördern.“ Kronthaler fordert zudem von der Politik klare Zusagen und die Bereitstellung von zusätzlichen Mitteln im Universitätssystem.

Prof. Stefan Grundmann, Dekan der Juristischen Fakultät, kritisierte ebenfalls die fehlende Übergangsfrist im BerlHG und auch den fehlenden Handlungsspielraum bei der Auswahl der Spitzen-Nachwuchswissenschaftler:innen. „Wir wollen diejenigen einstellen, die internationale Strahlkraft haben“, betonte er. Mit dem neuen Gesetz, so Grundmann, werde dies in den nächsten vier Jahren nicht mehr möglich sein können. 

So geht es weiter: Dialog und Arbeitsgruppe zur Lösungssuche

Die Podiumsdiskussion fand im Fishbowl-Format statt, sodass sich die Zuschauer:innen in die Diskussion einbringen konnten. Diese Möglichkeit nutzte unter anderem der Biophysiker Prof. Peter Hegemann. „Die Frage, die wir zuerst klären müssen, ist doch die Frage unseres Anspruchs: Wollen wir international konkurrenzfähig bleiben?“ Hegemann sieht es für die Naturwissenschaften als Fehlentwicklung an, wenn Professor:innen die Auswahl von Nachwuchswissenschaftler:innen nicht mehr selbst treffen könnten, sondern diese von der Verwaltung oder der Universität ausgewählt würden.

Alle Seiten konnten ihre Positionen darstellen, die Zuschauer:innen wurden in den Debatten involviert und konnten Fragen stellen. Nun liegt es an Arbeitsgruppe der Humboldt-Universität zum Thema Berliner Hochschulgesetz (BerlHG), wie man an der Humboldt-Universität das Gesetz umsetzt. 

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