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Jörg Baberowski erhält Preis der Leipziger Buchmesse

Das Buch „Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt“ wird in der Kategorie Sachbuch prämiert

 

Der Leipziger Buchpreis in der Kategorie Sachbuch/Essayistik geht in diesem Jahr an Prof. Dr. Jörg Baberowski, Wissenschaftler am Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin.

„Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt ist ein Buch, das den Leser von Anfang an in den Bann schlägt und nicht wieder loslässt. Es zwingt ihn, gleichermaßen durch Präzision der Argumente wie durch die Kraft der sprachlichen Vergegenwärtigung, auf eine Fahrt durch alle Kreise der Hölle“, heißt es unter anderem in der Begründung der Jury.  

Baberowski, Professor für die Geschichte Osteuropas, entwickelt in seinem neuen Buch anhand vieler neu erschlossener Quellen aus russischen Archiven eine neue Erklärung der stalinistischen Verbrechen. Stalins Gewaltherrschaft fielen bekanntlich Millionen Menschen zum Opfer: sie litten und starben im „Archipel Gulag“ oder wurden im Laufe der „Säuberungen“ von Partei, Staatsapparat und Militär ermordet. Die Bolschewiki wollten eine neue Gesellschaft erschaffen und träumten vom neuen Menschen. Doch war Stalins Terrorherrschaft eine notwendige Folge der kommunistischen Ideologie? „Das bolschewistische Projekt bot eine Rechtfertigung für den Massenmord, schrieb ihn jedoch nicht vor“, resümiert der Preisträger. „Urheber und Regisseur des Terrors war Stalin, ein Psychopath und passionierter Gewalttäter.“ Er errichtete eine Ordnung des Misstrauens und der Furcht, in der jedermann jederzeit zum Opfer werden konnte. Der Stalinismus, so schreibt der Historiker, war eine Despotie, die den Aufgaben, die sie sich selbst gestellt hatte, nicht gewachsen war. Deshalb - also aus einer Position der Schwäche - habe sie auf maßlose und willkürliche Gewalt zurückgegriffen, einen Krieg gegen das eigene Volk entfacht, bei dem alle Grenzen überschritten wurden.

Baberowski revidiert mit seinem Buch zugleich die von ihm einmal selbst vertretene These, dass der Stalinismus ein Resultat des modernen Strebens nach Eindeutigkeit gewesen sei. Stattdessen versteht er ihn als eine Möglichkeit, die sich aus vormodernen Gewalträumen hervorbrachte.

Jörg Baberowski ist seit 2002 Professor für die Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er gilt als führender Stalinismus-Forscher im deutschsprachigen Raum und veröffentlichte zahlreiche Bücher und Aufsätze zur russischen und sowjetischen Geschichte. 2003 erschien „Der rote Terror. Die Geschichte des Stalinismus“. Seit Oktober 2007 ist Baberowski Sprecher des Sonderforschungsbereiches „Repräsentationen sozialer Ordnungen im Wandel“.

 

Jörg Baberowski: „Verbrannte Erde“. C. H. Beck Verlag, München 2010, 606 Seiten, 29,95 Euro.

 

WEITERE INFORMATIONEN

Prof. Dr. Jörg Baberowski

Humboldt-Universität zu Berlin

Institut für Geschichtswissenschaften

Telefon: 030 2093-70589

E-Mail: Baberowski@geschichte.hu-berlin.de